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Balranald Nature Reserve – ein Paradies für bunte Vögel

Auf der Insel North Uist haben bedrohte Vögel eine geschützte Heimat gefunden: Das Balranald Naturreservat. Doch nicht nur Vogelkundler werden den Küstenstrich lieben.

Tràigh nam Faoghailean
Tràigh nam Faoghailean, Foto: Martin Goldmann

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Mein Reiseführer Äußere Hebriden

Auf 304 Seiten beschreibe ich die Inseln Lewis, Harris, North und South Uist, Benbecula, Barra und Vatersay. Außerdem 7 Touren und 232 Fotos.

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„Ist das ein Crex-Crex?“, fragt die Frau und hält mir ihr Kamera-Display unter die Nase. Darauf ist ein leidlich hässlicher, aufrechter Vogel inmitten einer Wiese zu sehen. „Ja, das ist ein Crex-Crex“, antworte ich leicht gereizt. „Siehst Du, ich habe es doch gesagt“, wendet sie sich ihrer Begleiterin zu, „und das beim ersten Mal!“ Leicht säuerlich ziehe ich meiner Wege.

Denn die Frau hatte großes Glück. Was ich mir seit Tagen wünsche, nämlich einen Blick auf den Wachtelkönig, lateinisch „Crex Crex“ oder englisch „Corncrake“, zu erhaschen, ist ihr in wenigen Minuten durch Zufall geglückt – und eine Nahaufnahme des seltenen Vogels hat sie zusätzlich geschossen. Sie hatte ein Glück, das sich mir bisher noch immer verschließt.

Dass sie den Crex Crex in Balranald gefunden hat, ist allerdings kein Zufall. Denn am nordwestlichen Zipfel der Hebrideninsel North-Uist fühlt sich der seltene Vogel wohl. Hier, beim Ort Balranald hat die Vogelschutz-Gesellschaft Royal Society for the Protection of Birds (kurz: RSPB) ein Naturreservat angelegt. Rund 600 Paare von Watvögeln nisten in dem Schutzgebiet, darunter Kiebitze und Steinwälze. Besonders interessant: Der Wachtelkönig oder die Kornweihe – beide Arten sind bei uns vom Aussterben bedroht.

Und immerhin bei Letzterer habe ich auch Glück. Eine weibliche Kornweihe kreist gerade direkt über den Machairwiesen – Klick, im Kasten.

Weibliche Kornweihe im Flug bei Balranald

Doch das Balranald Nature Reserve bietet nicht nur Vögel. Zum einen gibt es dort einen wunderschönen Sandstrand, der in einem weiten Schwung eine tiefe Bucht formt und in dessen azurblaues Wasser sich hier und da graue Felsen schieben. Zum anderen erstreckt sich der berühmte Machair vom Strand tief ins Land hinein. Machair entsteht immer dort, wo der Sand den sauren Torf neutralisiert und dadurch ein sehr fruchtbarer Streifen entsteht. Das Resultat ist im Sommer eine traumhafte Blumenwiese direkt am Meer. Und genau das wiederum ist ein Paradies für Vögel wie den Wachtelkönig, oder auch für die in Schottland seltene Hummel.

Besucher wie wir können all das gemütlich über einen 4,5 Kilometer langen Rundweg ablaufen. Die Tour beginnt beim Goular Cottage, dem Besucherzentrum des Vogelschutzgebiets. „Zentrum“ ist vielleicht etwas hochgestochen, im Inneren finden sich lediglich einige Infotafeln und Broschüren zum Mitnehmen. Die Attraktionen liegen aber eben außerhalb des Hauses. Der Weg startet hier und führt vorbei am großen Strand Tràigh nam Faoghailean hinaus auf die Landzunge, entlang der Küste und zurück. Nicht nur Federvieh kann der Wanderer dabei sehen, auch Otter und Seehunde begegnen ihm, wenn er Glück hat.

Ich im Machair, Foto: Martin Goldmann

Ich versuche immer noch mein Glück zu erzwingen. Zwar habe ich mit der Kornweihe schon Erfolg gehabt, habe einige Watvögel und einige Möwenarten erspäht – aber der Wachtelkönig entzieht sich weiter meiner Blicke. Ich will ihn wenigstens hören und so knie ich mich mit dem Aufnahmegerät in das Gras.

Ich kann es nicht beschwören, aber ich meine, dass ich ihn gehört und aufgenommen habe. Und mit diesem Gefühl verlasse ich das Vogelparadies von Balranald. Sehen, kann ich ihn dann beim nächsten Besuch.

Wissen: Corncrakes – die Stars bei den Vogelbeobachter

„Crex Crex“ – dieser lateinische Name für den Wachtelkönig ist eigentlich keine echte Bezeichnung, sondern eine Imitation seines Rufes. Denn genau dieses Geräusch gibt der seltene Vogel unverwechselbar und weit hörbar von sich.

Der Weg durch das Balranald Machair

Der Wachtelkönig ist an sich kein besonders hübscher Vogel, dennoch ist er ein Star bei den Vogelbeobachtern. Das liegt daran, dass er in Westeuropa kaum noch vorkommt und dazu noch recht scheu ist.

Dass er hier eine Heimat findet, liegt am Machair, dem besonderen Grasboden entlang der Küste. Der Wachtelkönig liebt nämlich genau solche Wiesen, in denen er sich und sein Nest perfekt verstecken kann.

Tipps: Ausrüstung für das Balranald Natur Reservat

Neben der üblichen wichtigen Kleidung und Ausrüstung für die Highlands habe ich auch noch ein kleines Aufnahmegerät mitgenommen, das Zoom H1 mit einem Windschutzfell. Damit kann man Vogelstimmen aufnehmen und später identifizieren. Außerdem habe ich mir für diesen Ausflug extra ein starkes Telezoom-Objektiv für meine Kamera geliehen, um optisch möglichst nah an die Vögel heranzukommen. Alternativ reicht auch ein Fernglas, wenn man die Tiere nur beobachten möchte.

Persönliche Anmerkung: Erst später schlau

Goular Cottage Balranald, Foto: Martin Goldmann

Die meisten der Vögel konnte ich erst im Nachhinein identifizieren. So habe ich zwar einen „interessanten Vogel“ in der Luft gesehen, aber dass es eine Kornweihe ist, wusste ich bis zum Auswerten der Bilder nicht.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „HS6 5DL“ sollte einen grob in die Nähe bringen.

Ohne Navi: Auf der A865 entlang der Westküste. Von Norden kommend kann man bereits beim Ortsschild „Taigh a Ghearraidh“ rechts abbiegen und dem Weg zur Küste folgen. Man sieht nach einiger Zeit die Bucht zur Rechten. Dann führt die Straße wieder weg ins Landesinnere. Hier auf die T-Kreuzung achten, an der ein Schild zu den Toiletten weist. Rechts abbiegen und bis hinter zum Besucherzentrum Goular Cottage fahren.

Von Süden kommend auf der A865 weist ein großes braunes Schild irgendwann nach links mit der Aufschrift „Raon Gleidhteachas Bhaile Ragnaill“. Diesem Schild folgen, bis erneut eines zum Besucherzentrum zeigt. Dort nach links abbiegen und bis zum Goular Cottage fahren. Davor parken.

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