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Slains Castle – Graf Dracula und die Jakobiten-Frauen

Die Schloss-Ruine steht schaurig an einer Klippe, die Mauern ähnlich einem Gerippe. Kein Wunder, dass viele sagen, Bram Stoker habe sich durch Slains Castle für Dracula inspirieren lassen. Aber ganz so stimmt das nicht.

Die Slains Castle von Norden gesehen besteht nur noch aus einigen Mauern, die nahe einer Klippe zur Nordsee stehen.
Die Slains Castle von Norden gesehen

Erst kam das Dach weg, denn dafür fielen Steuern an. Das war der Beginn vom Untergang der Slains Castle. Dann wurden Steine aus den Mauern genutzt, um andere Gebäude zu bauen. Das Ergebnis sehen wir heute auf den Klippen: ein Mauerwerk, das den einzigen Prunk nur noch erahnen lässt.

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Eigentlich ist das hier „New“ Slains Castle. Das Herrenhaus ersetzte im 16. Jahrhundert die alte Burg, die weiter südlich lag. Die Earls of Erroll, denen das Land gehörte, haben sich danach dieses Fleckchen ausgesucht. Fruchtbare Wiesen auf der einen Seite, die tobende Nordsee auf der anderen.

Der ehemalige Eingangsbereich von Slains Castle

Zunächst entstand nur ein Wohnturm. Doch die Mode änderte sich und im 19. Jahrhundert haben die Earls of Erroll einen prominenten Architekten geholt: John Smith war ein Stadtarchitekt von Aberdeen. Die „Granite City“, wie wir sie heute sehen, ist durch ihn und einen Kollegen erst entstanden.

Smith verpasste der Slains Castle den typischen schottischen Baronial Stil, den viele Häuser zu der Zeit bekamen. Wenn man heute an der Castle steht, muss man sich das vorstellen: üppige Gärten auf der vom Meer abgewandten Seite. Gegenüber große Fenster, die den Blick über die See erlauben …

Die Meeresseite der Slains Castle

Slains Castle war also ein besonderer Ort und zog Besucher an. Eben auch Bram Stoker, Autor von Dracula. DASS er um 1895 da war, ist unumstritten. Welche Rolle Slains Castle beim Roman gespielt hat, ist dagegen eher zweifelhaft.

Im Inneren der Castle, links die achteckige Halle

Denn die ersten Ideen für seinen Roman hatte Stoker schon vor den Besuchen. Und Slains Castle hatte auch damals nicht das gruselige Aussehen von heute. Und einen starken Verdacht gibt es, dass die achteckige Halle dieses Schlosses sich in der Beschreibung der Halle wiederfindet, die Stoker im Schloss von Dracula niederschrieb. Etwas von der Atmosphäre des Orts steckt also in der Vampirgeschichte.

Und genau diese Atmosphäre lockt heute viele Besucher an.

Der Weg zur Slains Castle

Slains Castle liegt nahe der Cruden Bay und dem gleichnamigen Ort. Um zur Ruine zu gelangen, müssen Besucher rund einen Kilometer zu Fuß zurücklegen. Und schon dieser Spaziergang über gute Wege lohnt sich.

Zunächst geht es durch einen kleinen Wald. Ein Baum ist besonders schön. Er erstreckt ein dickes und schützendes Dach über einem, fast könnte man darunter wohnen.

Ein wunderschöner Baum auf dem Weg zur Slains Castle

Zunächst begleitet der Weg einen kleinen Fluss, der dabei ein schönes kleines Tal zur Rechten bildet.

Blick auf die Donnons bei Cruden Bay

Bald passiert man den Ziegelturm auf einer Anhöhe – seinen Nutzen und seine Geschichte konnte ich leider nicht herausbekommen.

Ziegelturm nahe der Castle

Es lohnt sich, ein Auge auf die Natur zu haben. Im Sommer wachsen am Wegesrand zum Beispiel die orangen Prachthimbeeren.

Eine Prachthimbeere

Im Gras gegenüber stehen manchmal Graureiher und warten auf Beute.

Graureiher

Der Weg schwenkt dann nach links der Küste folgend ab und offenbart dabei den ersten Blick auf das Schloss. Es lohnt sich, vorsichtig auf eine der vorgelagerten Landzungen zu gehen, um die Szene komplett zu erfassen.

Slains Castle auf der Klippe

Von da aus sind es nur noch ein paar Schritte bis zur Castle.

Wissen: Die Jakobiten und Slains Castle

Während die Bram-Stoker-Verbindung berühmt, aber meist etwas übertrieben ist, kommt der Zusammenhang mit den Jakobiten etwas zu kurz. Denn Slains war ein Brennpunkt des Widerstand – vor allem dank der Frauen.

Drei Generationen der hier ansässigen Countesses of Erroll haben ein Kommunikationsnetz unterhalten, das Nachrichten zwischen Schottland und dem jakobitischen Exilhof in Frankreich aufrechterhielten: Lady Catherine Carnegie, Lady Anne Drummond und ihre Tochter Mary Hay.

Blick durch die Fenster aufs Meer

Catherine hat das Netzwerk wohl aufgebaut. Briefe, teils in Geheimschrift, teils mit Zitronensaft geschrieben, sollen auf Schiffen, die mit Lachs beladen nach Frankreich fuhren, aus Aberdeen herausgeschmuggelt worden sein. Slains Castle wurde zur Hauptpoststelle der Jakobiten. Und bisweilen trauten sich sogar französische Schiffe hier zu ankern.

Anne hat das weitergeführt und sogar ausgebaut. 1708 lief die gesamte Kommunikation zur möglichen Invasion der Jakobiten und Franzosen über Slains. Sie war in die Planung involviert und beherbergte sogar einen Colonel aus Frankreich im Schloss. Das Unternehmen war ein Fehlschlag und ruinierte Anne.

Ihr Tochter Mary übernahm später und half bei der Rebellion 1745 Soldaten aus der Gegend zu rekrutieren. Mary starb 1758.

Die Gänge in Slains Castle

Anfahrt

Mit Navigationsgerät: „P9S3.YBR“ bringt einen nahe an den Parkplatz.

Ohne Navi: Von Aberdeen aus geht es auf der A90 parallel zur Ostküste bis das Schild nach Cruden Bay erscheint. Hier rechts ab und der Hauptstraße folgen. Beim Schild „Beach“ nach rechts abbiegen und weiterfahren bis zum Parkplatz „Slains Castle“.

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