Der Jakobitenaufstand – grausames Ende, romantische Verklärung

Er brachte das schlimmste Unheil über die Highlands: Der Aufstand der Jakobiten 1745. In Culloden fand er sein grausames Ende – legte aber den Grundstein für viele Legenden und Geschichten, die bis heute die Romantik des nördlichen Schottland prägen …

Treueschwur der Highlander, Quelle: @iStock.com/HultonArchive
Die Highland-Clans schwören Bonnie Prince Charlie die Treue, Bild: @iStock.com/HultonArchive

Aber: Wer waren diese Jakobiten eigentlich, und was bewegte sie dazu, sich mit den „Engländern“ anzulegen?

Vorgeschichte: Wie die Jakobiten entstanden

Sie waren Anhänger des vertriebenen König James II. „James“ leitet sich aus dem lateinischen „Jacobus“ ab. Daher also der Name „Jakobiten“. James II. war der ehemalige König von Schottland und England. Beide Reiche waren damals noch unabhängig, wurden aber seit einiger Zeit schon in Personalunion regiert – also von einem einzigen Monarchen.

In England gab es zu der Zeit zwei stets schwelende Konflikte: Zum einen der zwischen Protestanten und Katholiken. Fast immer lebten die Protestanten in der (nicht ganz unbegründeten Angst), dass der Papst und verbündete Kräfte Großbritannien wieder katholisch machen wollten. James II. war ein Katholik und er brachte auch wieder Katholiken in höhere Ämter. Die damalige Elite jedoch bestand aus Protestanten und fühlte sich dadurch bedroht.

Zum anderen war da der Konflikt zwischen Parlament und Monarch – zum Beispiel darum, wer welche Steuern erheben durfte oder welche Bürgerrechte in Kraft waren.

Kurz: Es ging um Glauben und Macht. Die klassischen Gründe für fast alle Kriege.

Glorious Revolution: Die Vertreibung von König James

1688 schließlich war der Konflikt zwischen den Parteien derart fortgeschritten, dass das englische Parlament den König vertreiben wollte. Es rief Mary, die protestantische Tochter von James II., und ihren Gemahl, Prinz Wilhelm von Oranien-Nassau zu Hilfe. Die kamen auch prompt und vertrieben James II. Er floh nach Frankreich.

Die britischen Geschichtsbücher erinnern sich gerne daran, nennen diesen Vorgang „Glorious Revolution“ – „Glorreiche Revolution“. Doch sie hatten ja nicht nur den englischen König, sondern auch den schottischen davon gejagt – natürlich ohne dass sie die Schotten dazu groß gefragt hatten.

Die Regierung in London erließ außerdem ein Gesetz, das bestimmte, dass der englische König stets Protestant zu sein habe – den „Act of Settlement“. Somit schlossen sie andere Nachkommen von James II. aus. Die Thronfolge ging auf die weitläufige Verwandte Sophie von der Pfalz über, deren Sohn George schließlich als erster Hannoveraner den Thron bestieg.

Derweil passiert 1707 noch etwas dramatisches: Der „Act of Union“ vereinte Schottland und England zu einem Königreich. Dafür hatte auch das schottische Parlament gestimmt, das daraufhin aufgelöst wurde. Bestechung und Eigeninteressen der Abgeordneten ebnete der Abstimmung den Weg. Viele Schotten aber waren jedoch gegen diese Union – Verbündete fanden sie in den Kreisen der Jakobiten.

Derweil lebten die Stuarts, die Nachfahren von James II. in Rom. Ihren Anspruch auf den Thron mochten sie nicht aufgeben. Schließlich gab es auch für sie viel zu gewinnen: Großbritannien begann gerade eine Weltmacht zu werden. Wer die Krone auf dem Kopf hatte, herrschte auch über Teile Nordamerikas, Afrikas und Asiens.

Jakobiten: Waren sie „die Guten“?

Allerdings sollte man sich hüten, hier zu sehr Partei für die „armen“ Jakobiten zu ergreifen. Zum einen gingen sie mit politischen Gegnern selbst nicht zimperlich um. Und gerade die Vorfahren von James hatten den schottischen Protestanten übelst mitgespielt. Dennoch fanden sich auch unter den Jakobiten einige Protestanten.

Zum anderen gereichte der Act of Union vielen reichen Schotten zum Vorteil. Sie hatten nun Zugang zu den Kolonien und den Märkten Englands. Rinder – ein wichtiger Exportschlager der Highlands – konnten leichter nach England verkauft werden. Die Jakobiten, die auch auf eine erneute Unabhängigkeit hofften, setzten das aufs Spiel.

Dagegen standen viele derer, die die Glorious Revolution unterstützt hatten für eine modernere Staatsauffassung, in der Krone und Kirche getrennt waren und Aristokratie weniger wichtig war. All das setzte der Aufstand von Jakobiten aufs Spiel.

Es ging insgesamt also umm weit mehr als um eine Loyalität zu dem einen oder anderen Königshaus. Und auch ausländische Mächte hatten ihre Hände im Spiel. So lagen die Engländer mit den Franzosen stets im Streit um die Kolonien zum Beispiel in Kanada. Darum unterstützte der französische König auch das Anliegen der Jakobiten immer wieder. Auch die Spanier hatten eigene Interessen an den Jakobiten – und verwirrenderweise änderten sich die Allianzen auch immer wieder.

(Bei diesen Betrachtungen stütze ich mich auf „history Scotland“, Ausgabe Sep/Oct 2018, Artikel „Who where the Jacobites“, S. 36ff)

Die 45er: Der große Jakobitenaufstand

Es gab zwei Erhebungen der Jakobiten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (und mehrere Verschwörungen). Der erste Jakobitenaufstand fand 1719 statt und verlief eher folgenlos im Sande. Die Schlacht in Glen Shiel war quasi der Höhepunkt, sie endete im Desaster für die Jakobiten, die unterstützenden Spanier und auch die Eilean Donan Castle.

Der zweite Aufstand allerdings, der von 1745, brachte die damalige Regierung der Hannoveraner schwer in Bedrängnis. Und es war der Aufstand, der den Enkel von James II. berühmt machte. Er heißt Charles Edward Stuart, doch die Schotten nennen ihn auch heute noch „Bonnie Prince Charlie“ – ein äußerst beliebter und wohl recht gut aussehender Prinz.

Ebenjener landete 1745 in den Highlands bei Glenfinnan und versammelte um seine Standarte rund 3.000 Highlander – der Großteil seiner späteren Armee rekrutierte sich ebenfalls aus den Highlands, was denen später zum Verhängnis werden sollte.

Ohne große Mühen fiel im Edinburgh in die Hände, dann zog er weiter bis nach Derby, nicht mehr weit von der britischen Hauptstadt. Doch statt nun London einzunehmen – was wohl möglich gewesen wäre – zogen die Jakobiten sich zurück nach Inverness.

Glenfinnan Monument in groß mittig
Glenfinnan Monument in groß mittig

Dabei darf man nicht glauben, dass grundsätzlich alle Schotten auf Seite des schönen Prinzen waren – einige schottische Städte im Lowland hielten doch eher zu den Hannoveranern. Ebenso darf man nicht glauben, dass die Jakobiten alle Katholiken waren. Viele waren einfach nur überzeugt von der Sache oder hofften auf die schottische Unabhängigkeit.

In Culloden bei Inverness traf nun eine disziplinierte, gut ausgeruhte Armee der Hannoveraner ein und stellte die Highlander. Die Schlacht von Culloden brachte 1746 schließlich die dramatische Niederlage für die Jakobiten. Bonnie Prince Charlie musste fliehen und kehrte nach einer dramatischen Flucht auf das Festland zurück.

Das war das Ende der Ansprüche der Stuarts auf den Thron. Der Prinz verbitterte und gab sich dem Alkohol hin, überwarf sich mit seinem Vater und den immer noch existierenden Stuartanhängern auf dem Festland. Da er nur eine illigitime Tochter zeugte, endete seine Linie hier. Charles Bruder Henry Benedict wäre nun der berechtigte Thronanwärter der Stuarts gewesen. Doch der erkannte, dass die Sache der Jakobiten nach Culloden verloren war. Benedict gilt als der letzte des Hauses Stuart.

Unterdrückung: Die furchtbaren Konsequenzen des Aufstands von 1745

Nach Culloden führte der amtierende König George II. samt Regierung ein eisernes Regime. Er wollte die jakobitische Bedrohung ein für alle Mal beenden. Da die Highlands dabei immer wieder negativ aufgefallen waren, richtete sich sein Zorn auch gegen sie. Gesetze verboten das Tragen bestimmter Highland-Kleidungsstücke und in vielen Regionen wurde die Bevölkerung entwaffnet.

Ins Reich der Mythen gehört allerdings, dass die Gälische Sprache oder der Dudelsack verboten gewesen wären. Allerdings galt die Lebensweise der Highlands – wie so oft – als barbarisch. Die Highlander durchlebten so in den nächsten Jahrzehnten eine schwere Zeit, die Highland Clearances besiegelten zusätzlich das Ende ihrer Lebensweise.

Nach einigen Jahrzehnten aber wurde der junge Prinz, der Aufstand und die abenteuerliche Flucht von Bonnie Prince Charlie heroisiert und zum romantischen Mythos verklärt. So findet man vielerorts in den Highlands Hinweise auf die Jakobiten und ihren Anführer. Es wurden Monumente zu seinem Gedenken errichtet oder gar Züge nach den Jakobiten benannt.

Neo-Jakobiten: Noch lange nicht am Ende

Als kriegerische Bewegung waren die Jakobiten nun am Ende. Doch politisch tauchen sie gut 150 Jahre später wieder auf. Gespeist durch Walter Scotts Romane wie Waverley und durch einen zunehmenden Widerwillen gegen Königin Victorias nicht endend wollende Herrschaftszeit gab es eine Bewegung des Neo-Jakobitentums, die sich über Schottland bis nach Irland spannte. So wurde der „Orden der weißen Rose“ (eine weiße Rose ist das Erkennungszeichen der Jakobiten) im Jahr 1866 gegründet. Als legitime Thronanwärterin sahen die Jakobiten dieser Zeit Marie Therese von Österreich-Este an, die letzte Königin von Bayern.

Um 1900 herum nahm das Jakobitentum auch politisch wieder Fahrt auf, sogar im Parlament saßen Anhänger. Der Erste Weltkrieg jedoch ließ die Unterstützung für dieses Anliegen zusammenbrechen. Und heute gibt es zwar noch immer Jakobiten und auch jemanden, den sie als legitimen Anwärter auf den Britischen Thron sehen. Sein Name: Franz von Bayern, Oberhaupt des Hauses Wittelsbach. Aber der hat bereits klargemacht, dass er keine Lust hat diesen Anspruch in irgendeiner Form geltend zu machen.

Hintergrunde auch im Video zu Culloden

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

11 Kommentare zu “Der Jakobitenaufstand – grausames Ende, romantische Verklärung

    …eine tolle historische Geschichte !

    Eigentlich bin ich der absolut mediterrane Typ – aber du schaffst es noch, mich zum Schottland-Fan zu konvertieren!

    Von Leonie

    Was ist mit alan Campbell geschehen???

      Wen genau meinst Du? Ich habe in den Aufzeichnungen nichts über einen Alan Campbell gefunden. Donald Campbell kenne ich in dem Zusammenhang als Gastgeber des Prinzen.

    Von klaus Israel

    Schöne Geschichte…. sehr passend war auf der suche nach Erklärungen zum Jakobiteraufstand… Der TV serie „Outlander“ auf RTL Passion

    Von laura...............

    gut geschrieben aber tragische geschichte

    Von Gunther

    Bei amazon DVD“ CULLODEN“ von 1964 in S/W kaufen. Leider nur in englisch (Schotten mit schottischem Dialekt). Großartiger Film in Form einer „Live“-Repotage. Tragisch zu sehen, wie die Hannoveraner im Nachgang unter den Highlandern gehaust haben. So wurden mehrere Unteranführer der Clans( darunter auch ein 16jähriger), soweit sie nicht auf dem Schlachtfeld blieben waren und aufgespürt wurden, als Hochverräter hingerichtet (Hanging, drawing, quartering).

      Hallo Gunther,

      natürlich ist mir der Film ein Begriff, er hat ja eine gewisse Berühmtheit. :o)

      Viele Grüße

      Stephan

    Von Peter Jakobeit

    Hat der Familienname „Jakobeit“ damit was zu tun? Interfamiliär gibt es das Gerücht, dass geflohene Jakobiten sich in Ostpreußen angesiedelt hätten.

    Von Martin Jakobeit

    Der Nachmane „Jakobeit“ hat absolut nichts mit den Jakobitern zu tun.
    Die preußisch-litauischen Familiennamen wie z. B. Jakobeit in der Bundesrepublik haben ihren Ursprung in den litauischsprachigen Gebieten des nördlichen Ostpreußens. Diese Region wird aufgrund ihrer historischen Zugehörigkeit zum Herzogtum Preußen und in dessen Nachfolge zum Königreich Preußen in der deutschsprachigen wissenschaftlichen Literatur als Preußisch-Litauen bezeichnet. Sie wurde im Norden und Osten durch die Grenze zu Polen-Litauen, später Russland, und im Süden durch eine Linie Königsberg-Insterburg-Gumbinnen begrenzt. Kennzeichnend für preußisch-litauische Familiennamen sind die auf litauische patronymische Suffixe zurückgehenden Suffixe -eit, -at und -uhn.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert