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Heiraten in Schottland – so geht’s

Ein Traum wird wahr: Hochzeit im romantischen Schottland. Wenn da nur nicht der Papierkram wäre. Keine Sorge, es ist gar nicht so schwer.

Katrin und ich bei unserer Hochzeit in Schottland
Katrin und ich bei unserer Hochzeit in Schottland

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Katrin und ich haben in Schottland geheiratet (Bilder der Hochzeit gibt es hier), am von uns geliebten Loch Coruisk, mitten in der Wildnis der Highlands, nur zugänglich mit dem Boot. Doch bevor wir uns ganz der romantischen Seite widmen konnten, hatten wir einige bürokratische Herausforderungen zu meistern. Schließlich sollte die Ehe ja dann auch in Deutschland gelten. Hier unsere Erfahrungen und Tipps, falls Ihr Ähnliches vorhabt.

Das Wichtigste vorab: Es gibt eine Art Zeitplan, der vorgibt, wann man was zu einzureichen hat. Beachtet das künftige Ehepaar das, ist der Organisationsaufwand gar nicht so stressig. Hier nun die wichtigsten Infos zur Eheschließung in Schottland, aus der persönlichen Erfahrung gesprochen. Und natürlich werden wir nach der Hochzeit auch einen Bericht abgegeben und noch weitere Infos hier bereits stellen.

Der Ort: Es kommt darauf an, wer die Ehe schließen soll

In Schottland können Ehen religiös oder standesamtlich geschlossen werden, und die Wahl kann über den Ort entscheiden:

Standesbeamten („Registrars“) verheiraten einen entweder in ihrer Amtsstube oder theoretisch auch an jedem anderen Ort (englischer Ausdruck dafür: „venue“). Für die Isle of Skye und Lochalsh gibt es dazu hier eine Liste einiger Registrars und Venues, eine komplette Liste der Registrars für Schottland findet sich hier. Im Zweifel gilt: fragt nach, wo eine Hochzeit möglich ist mit dem Registrar.

Religionsgemeinschaften, in erster Linie die christlichen Kirchen. Pfarrer dürfen theoretisch überall eine Hochzeit durchführen. Allerdings stehen einige Kirchenleute auf dem Standpunkt, dass sie nur in der eigenen Kirche Zeremonien abhalten. Manche weigern sich zudem, Paare von außerhalb ihres Bezirks zu trauen. Das sollte man also am besten telefonisch abklären, wenn man eine bestimmte Kirche im Auge hat.

Humanisten (und freie Celebranten). Die Humanistische Gesellschaft Schottlands rühmt sich damit, dass das Brautpaar den Platz der Hochzeit recht frei wählen kann. Über die Möglichkeit per Humanist in Schottland zu heiraten, findet sich hier mehr. Allerdings muss man dazu eben Mitglied einer humanistischen Gesellschaft sein. In Deutschland wäre das der Humanistische Verband Deutschland. Außerdem gibt es noch freie Celebranten, also sozusagen Zeremonienmeister mit Zertifikat. Hier hält sich meine Erfahrung in Grenzen, aber eine Liste der in Schottland ansässigen findet man hier. Fragen kostet nichts. Der Vorteil: Hier kann man die Zeremonie mit dem Humanisten ganz nach den eigenen Wünschen gestalten.

Neben dem Priester, Standesbeamten oder Humanisten braucht es noch zwei Trauzeugen.

Die Papiere: Nur wenig Formulare

Leider hat der Brexit einiges verkompliziert. Es ist jetzt nötig, ein spezielles Visum für eine Hochzeit „Marriage Visa“ zu beantragen. Dieses Visum kostet pro Person schon 100 Pfund. Es braucht also mindestens:

Das Ehefähigkeitszeugnis soll zeigen, dass man nicht miteinander verwandt ist, ein bestimmtes Alter und eine bestimmte geistige Reife hat. Zudem weist es nach, dass man nicht bereits in einer Ehe lebt.

Den Auszug aus dem Geburtenregister benötigt das Paar auch, um das Ehefähigkeitszeugnis beim Standesamt des jetzigen Wohnsitzes zu beantragen. Falls einer der Beiden bereits verheiratet war, muss er zusätzlich einen urkundlichen Nachweis über die Auflösung der letzten Ehe beilegen.

Die Dokumente müssen dabei offiziell auf Englisch übersetzt sein (durch einen zertifizierten Übersetzer, egal ob aus Deutschland oder Schottland).

Tipp: Beim Ausfüllen des Formulars M10 sollte man möglichst genau sein bei der Angabe der Berufe der Eltern und des Brautpaares. Ein einfaches „Teacher“ etwa reichte dem Registrar in unserem Falle nicht, und das obwohl meine Eltern sowieso schon pensioniert waren. Er wollte wissen, welche Art Lehrer und für welche Fächer. Bei anderen wollte er wissen, bei welcher Art Firma oder welchen Berufszweig man eingeschlagen hatte. Bei mir reichte auch nicht „Journalist“ – ich musste noch die Themengebiete angeben.

Same Sex: Gleichgeschlechtliche Ehen in Schottland

Mit einer überwältigenden Mehrheit hat das schottische Parlament Anfang 2014 ein Gesetz zur Schließung von gleichgeschlechtlichen Ehen verabschiedet. Seitdem ist es auch für gleichgeschlechtliche Paare möglich, dort den Bund der Ehe einzugehen. Es gilt alles hier also ebenfalls.

Der Ablauf: Countdown zur Hochzeit

Wie schon erwähnt, ist der Ablauf sehr wichtig. Darum hier die wichtigsten Termine.

Zirka ein halbes Jahr vorher: Möchte man religiös oder humanistisch heiraten, sollte man jetzt spätestens den Pfarrer oder Zelebranten ausfindig machen und buchen. Außerdem sollte man sich um den Ort kümmern, eventuell dort Reservierungen vornehmen. Mit einem Humanisten zusammen kann man auch genau besprechen, was bei der Zeremonie geschehen soll. Heiratet man standesamtlich, sollte man sich auch jetzt schon zwecks Termin mit dem passenden Standesbeamten in Verbindung setzen.

Genau drei Monate vorher: Jetzt sollte man sich nun mit dem Standesamt in Verbindung setzen und ihm die sogenannte „Marriage Notice“ zukommen lassen. Das Gesetz sagt: spätestens 29 Tage vor der Hochzeit, aber das wäre meiner Meinung nach zu knapp für die Planung im Ausland. Welcher Standesbeamte der Richtige ist für das Gebiet, in dem das Paar heiratet, kann man der Liste hier entnehmen. Nach einer kurzen Absprache, schickt man – am besten per Einschreiben (kosten zirka 5,60 Euro) – die ausgefüllten Formulare M10, die Witness Details und die Geburtsurkunden oder den Auszug aus dem Geburtenregister an den Standesbeamten. Wichtig dabei ist: Man soll die Notice keinesfalls vor den drei Monaten abgeben.

Wir haben es so gemacht, dass wir uns mit der Standesbeamtin in Verbindung gesetzt haben. Wir haben ihr dann Scans der Dokumente vorab per Email geschickt und sie gefragt, ob diese so in Ordnung sind. Wir haben mit ihr dann vereinbart, dass wir die Dokumente schicken. Zudem verlangt der britische Statt noch Bearbeitungs-Gebühren, deren Zahlung wir per Telefonabsprache und Kreditkartenzahlung erledigt haben.

Unser Marriage Schedule – Beteiligte und Adressen habe ich unkenntlich gemacht

Außerdem kann das Marriage Visa frühestens drei Monate vor Einreise gebucht werden. Das ist durchaus aufwendig – denn anscheinend müssen dabei Fingerabdrücke genommen werden. Das scheint nur in München, Düsseldorf oder Berlin möglich zu sein. Wenn die Visas erteilt werden, kostet das Verschicken übrigens nochmal 60 Pfund pro Person (außer man holt es ab). Die Bearbeitung dauert zirka vier Wochen (danke an Markus und Laura für ihre Erfahrungsberichte dazu!). Am Ende können die Kosten für die Visas alleine auf um die 400 Euro steigen.

Eine Woche vorher: Beim Registrar holt man sich in der Woche vor dem Termin den „Schedule“ ab, dazu muss man rechtzeitig einen Termin bei ihm ausmachen – auch, wenn man bei ihm später heiratet, ist dieser Termin nötig. Dabei sollten möglichst beide Partner anwesend sein, es kann aber auch nur einer der beiden kommen. Der muss dann aber eben alle Details wissen. Man kann keinen Freund oder eine andere Person schicken! Der Registrar händigt dann den „Schedule“ aus, der direkt nach der Zeremonie durch das Paar, zwei Trauzeugen und den Priester oder Humanisten unterzeichnet werden muss.

Die Hochzeit: Es gibt im Prinzip zwei wichtige Dinge, die beachtet werden müssen. Zum einen muss eine spezielle Formel gesprochen werden: „I accept you, Katrin, as my wife“ – oder eben „I accept you, Stephan, as my husband“. Zum anderen muss der erwähnte Schedule im Beisein aller Zeugen, Eheleute und des Celebranten von allen genannten unterzeichnet werden. Der Rest der Zeremonie kann frei gewählt werden.

Spätestens drei Tage danach: Den Schedule muss man innerhalb von drei Tagen zurückgeben, damit die Ehe Gültigkeit erhält. Man erhält dann ein sogenanntes „Marriage Certificate“, manche Standesämter schicken das aber auch direkt nach Deutschland.

Zurück in Deutschland: Nun muss die Ehen noch in Deutschland registriert werden. Oft liegt nach den Flitterwochen bereits das Schreiben des Standesamtes aus Schottland in der Post und darin das „Marriage Certificate“. In unserem Fall hat dieses Zertifikat der Stadt München als Ehenachweis genügt. Wir sind damit zum Amt gegangen und haben die Ehe einschreiben lassen. Fertig.

Es kann aber sein, dass andere deutsche Standesämter noch eine Apostille haben wollen, die das Dokument beglaubigt an Deutschland übermittelt. Diese kann man hier beantragen oder bei der Adresse:

Legalisation Office
Foreign and Commonwealth Office
20 Victoria Street
London SW1H OHZ

Erst wenn die Apostille dann mit allen Dokumenten beim deutschen Standesamt eingetragen ist, hat die Ehe auch hier ein Deutschland Gültigkeit. Am besten ruft man vorher in seinem Standesamt an oder schreibt eine Email um zu fragen, ob ein Marriage Zertifikat ausreicht.

Geld und Liebe: Die Kosten beim Registrar

In unserem Fall haben wir knapp 70 Pfund bezahlt als „Marriage Fee“, da wir nur den Schedule dort brauchten haben. Diese Gebühr setzt sich zusammen aus:

Das bezieht sich auf den Fall, dass man eine religiöse oder humanistische Trauung begeht. Soll hingegen der Registrar in seinem Büro die Ehe schließen, werden zusätzliche Kosten fällig:

Soll der Registrar die Hochzeit an einem anderen Ort durchführen, setzen sich die Kosten folgendermaßen zusammen – immer zuzüglich der oben genannten „Marriage Fee“:

Diese Kosten sind aktuell für das Jahr 2014 und können je nach Gegend auch variieren. Ich habe aber Anfang 2016 noch einmal geprüft und die Gebühren der Registrars scheinen sich seit 2011 nicht verändert zu haben. Bitte meldet Euch bei mir, wenn Ihr andere Erfahrungen habt.

Alle Schritte auf Englisch im Überblick findet Ihr auch auf dem offiziellen Beiblatt zur Hochzeit in Schottland hier.

Fazit: Es ist gar nicht schwer in Schottland zu heiraten, und meine Frau und ich haben das erfolgreich im Juni 2014 getan. Seitdem haben sich zwar die Preise erhöht und es ist ein offizielles Marriage Visa zu beantragen, aber im Prinzip ist der Ablauf noch sehr ähnlich. Habt keine Angst vor den amtlichen Hürden, man muss sich nur rechtzeitig mit den Behörden austauschen. Unser Registrar und auch unser Celebrant haben sich als äußerst hilfreich erwiesen, sodass wir das Fest genießen konnten.

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