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Schottland Fotos – so gelingen Top-Aufnahmen in kurzer Zeit

Gute Fotografie – so heißt es – braucht Zeit. Aber was, wenn man auf einer Rundreise durch Schottland ist und von Ort zu Ort fährt? Dann ist Zeit rar. So gelingen einem dann dennoch gute Schottland-Fotos.

Fotos vom Quiraing schießen
Fotos vom Quiraing schießen

Inhalt

» Material
» Tipps
» Checkliste

„Halt mal an, Schatz!“ – ich habe mal wieder ein Motiv am Straßenrand entdeckt. Meine Frau Katrin zieht auf der Singletrackroad nach links und stellt den Wagen ab. Ich springe raus und fotografiere. Nach fünf Minuten ist die Aktion vorbei, denn schließlich will ich Katrins Geduld nicht auf die Probe stellen. Es geht weiter.

Diese Szene ist typisch, wenn wir unsere Rundreisen in Schottland absolvieren. Ebenso typisch ist mein Ärger, wenn ich zu hause sehe, was andere Fotografen aus dem selben Motiv geholt haben: ich nur Standard, die dagegen eine echte Atmosphäre.

Um auch unter Zeitdruck bessere Ergebnisse zu erreichen, habe ich mireine Mischung aus Material und Techniken zusammengestellt, die es mir auch unter Zeitdruck ermöglichen soll, in Schottland schnell und schön zu fotografieren. Und bitte: Falls Ihr weitere Tipps habt, dann schreibt mir doch in den Kommentaren etwas dazu.

Mein Material: Leicht, schnell, stabil

Natürlich werden einem Profi-Fotografen erzählen, dass es am besten ist, wenn man drei bis vier verschiedene Objektive und ein schweres Stativ mitnimmt – wegen der Stabilität.

Das ist auch richtig – wenn man eben Zeit hat. Aber genau das habe ich ja nicht, also muss ich Kompromisse eingehen. Meine Schottlandfoto-Ausrüstung sieht folgendermaßen aus:

Welchen Zweck hat nun welches Gerät?

Die Canon EOS 600D ist eine leicht zu bedienende, robuste aber nicht allzu teure Kamera. Ich rüste sie meist noch mit dem Zusatztool Magic Lantern aus, das mir einige Funktionen gibt, die mir auch beim Fotografieren helfen können. Derzeitiger Preis bei Amazon kann man hiernachschauen.

Stephan beim Fotografieren

Das Reiseobjektiv hat eine Brennweite von 29 bis 216 Millimeter bezogen auf Kleinbild. Das entspricht einem leichten Weitwinkel bis hin zu einem mittleren Teleobjektiv. Auf diese Weise muss ich nur selten Objektive wechseln. Ein Telezoom leihe ich mir bei einem Bekannten, wenn ich weiß, dass ich auch Tiere fotografieren will – in Schottland sind das Hirsche, Adler und Robben zum Beispiel. Gelegenheiten ergeben sich recht spontan, wie damals am Bealach na Bà hinter Applecross, als wir minutenlang einen brünftigen Hirsch nahe der Straße beobachten konnten. Ich nutze als Reiseobjektiv das Canon EF-S 18-135mm.

Das Reisestativ ist essentiell und zeichnet sich durch verschiedene Eigenschaften aus: Es ist leicht, schnell aufzubauen, aber stabil. Zusammengelegt hat es ein sehr geringes Packmaß. Eine Schnellverschlussplatte verankert die Kamera sicher, kann aber mit einem Handgriff wieder getrennt werden. Kleine Wasserwagen zeigen, ob die Kamera richtig ausgerichtet ist. Ein Bein des Stativs ist abnehmbar und als Monopod einsetzbar. Schließlich gibt es in der Mitte noch einen Haken, an den ich den Rucksack hängen kann, um das Stativ so schwerer und stabiler zu machen. Mein Reisestativ ist das Giottos MH5400-652 Vitruvian Stativ.

Mein Fotorucksack ist klein, leicht und vor allem halbwegs wasserdicht. So kann ich ihn auch mal im Regen dabei haben oder auf den Boden legen. In ihn packe ich meist noch eine kleine Plastiktüte, die ich nutze, um mich darauf zu knien.

Der Rucksack hat auch noch ein Laptop-Abteil, in das ich den Computer aber nur für die Flugreise stecke. Dazu ist ebenfalls wichtig, dass der Fotorucksack auch Handgepäckmaße aufweist. All das vereint sich in meinem Vanguard Adaptor 46.

Der Laptop ist mein Speicher, auf den ich abends die Fotos des Tages überspiele. Meist lege ich noch ein externes Backup auf einer Festplatte an.

Extrazubehör, das ich benutze

Displaylupe

Die Displaylupe. Sie wird auf den Kamerabildschirm gesetzt und erlaubt so, das Bild darauf geschützt von Lichteinstrahlung zu betrachten und einzuschätzen. Hilft ungemein den Ausschnitt festzulegen und das Bild insgesamt vor dem Abdrücken zu beurteilen.

Außerdem nehme ich noch mit: ND Filter für den künstlerischen Verwischeffekt bei Gewässern und ein Reinigungsset.

Einen Polfilter nehme ich übrigens nur selten her, denn er kann das Bild auch schädigen – nämlich in dem er den Himmel ungleichmäßig erscheinen lässt.

Tipps: Kleine Hilfen unterwegs

Meist lasse ich das Reisestativ und Kamera zusammen und lege die Kombination ausgestreckt auf den Rücksitz (vorsichtig!). So brauche ich Stativ und Kamera nur hinten rausziehen und aufzustellen. Die Kamera schlage ich dabei vorsichtig in einem Pulli ein.

Abends speichere ich meine Daten nicht nur auf dem Laptop, ich reinige auch die Kamera mit dem Reinigungsset. In Schottland nutze ich dazu tatsächlich Einmaltücher, denn wenn eines mal nass wird oder schmutzig, kann ich einfach ein neues nehmen. Mit der Flüssigkeit reinige ich dann noch zumindest das Objektiv vorne.

Noch etwas zum Planen von Aufnahmen von zu hause aus – wenn man also schon weiß, welche Sehenswürdigkeiten man besucht und fotografieren möchte. Zum einen ist ganz Schottland sehr gut von Google Street View erfasst. So kann man also eine Ortsbegehung vorher durchführen. Man kann sogar schon Positionen wählen, an der Straße.

Die Suncalc-Seite berechnet Sonnenstände auch im voraus

Zum anderen kann man auch die Lichtverhältnisse vorher abfragen, nämlich durch die Seite Suncalc. Sie sagt einem, wann die Sonne wie auf einen Punkt einstrahlt zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Datum. Hier als Beispiel Eilean Donan Castle.

Übrigens: NIE mehr packe ich meine gespeicherte Fotos nur ins normale Reisegepäck. Immer die Bilder auf der Heimreise im Handgepäck haben. Ich habe schon Angst und Wasser geschwitzt, weil unser Gepäck mit den Fotos mal nicht mit ankam, weil in Frankfurt das Gepäckband ausgefallen war.

In Schottland kann natürlich der Regen einen Strich durch die Rechnung machen. Nach meinen Erfahrungen kann man dann die Aufnahme wirklich knicken. So oft ich versucht habe im Regen brauchbare Bilder zu schießen, kam meist eine milchige Wand heraus. Wer gut Gegenbeispiele aus Schottland (!) kennt, darf gerne die Links dazu in den Kommentaren posten.

Checkliste: Worauf man achten kann

Theoretisch weiß ich schon einiges über Fotografie. Nur: In der Eile rufe ich dieses Wissen oft nicht ab. Das versuche ich in Zukunft durch meine Checkliste zu ändern.

Die lange Version kommt im folgenden. Eine kurze kann man sich herunterladen und ausdrucken

Geschichte: Vor dem Start kurz verschnaufen und überlegen: Welche Geschichte erzählt das Motiv? Traurig? Fröhlich? Romantisch? Welche Historie hat es vielleicht? Was sehe ich als Fotograf darin?

Hier ist die Sonne bewusst mit eingebaut

Stimmung: Was gibt das Wetter vor? Wie beeinflusst es die heutige Stimmung? Bedrohliche Wolken? Heiße Sonne? Blauer Himmel? Kann ich das unterstreichen und aufnehmen? Hier spielt auch die Frage rein, wie viel Himmel auf das Bild soll. Nur ein Rand? Oder ein Drittel? Mehr?

Licht: Wo steht die Sonne? Wie kann sie eingebunden werden? Kann sie sogar Teil des Bildes werden durch Linsenreflektionen oder gar als Element, weil sie irgendwo durchscheint? Ganz wichtig: Wohin wirft das Motiv seinen Schatten, und wie nehme ich das Motiv mit Hilfe des Lichts so auf, dass es plastisch wirkt?

Perspektive: Auf jeden Fall ein paar Sicherheitsschüsse frontal und seitlich – ganz uninspiriert. Danach aber ungewöhnliche Perspektiven probieren. Zum Beispiel von unten nach oben, wenn es sich um eine bedrohliche Burg handelt.

Die Steine im Vordergrund bringen das Motiv zur Geltung

Vordergrund: Trägt das Hauptmotiv alleine? Oder braucht es einen Bezug im Vordergrund, der die Größe ahnen lässt? Zum Beispiel bei einem schönen Loch in einem Glen, ist ein Bezug im Vordergrund, etwa ein Fels oder eine Blume, eine Bereicherung für das Bild. Achtung natürlich dabei, dass er sich deutlich absetzt und alles scharf bleibt.

Hintergrund: Obacht! Passt der Hintergrund? Befinden sich hier vielleicht unerwünschte Dinge (Photobombs)? Kann man durch Ändern der Position den Hintergrund die Stimmung unterstreichen lassen? Verschmilzt das Motiv eventuell zu sehr mit seinem Hintergrund? Sollte ich die Blende so wählen, dass der Hintergrund unscharf wird?

Schnitt: Wo platziere ich das Motiv im Bild? Drittelregel beachten – oder bewusst brechen.

Details: Welche Kleinigkeiten am Motiv könnten eine eigene Aufnahme wert sein?

Wie gesagt: Diese Checkliste ist nur eine Gedankenstütze. Und vielleicht ist sie gar nicht vollständig. Ich nehme gerne noch Hinweise und ergänze sie.

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