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Finlaggan – Sitz der Inselherren auf Islay

Große Macht ging von dieser kleinen Insel aus: Nahe dem Nordufer von Loch Finlaggan liegt ein Eiland, auf dem die „Lords of the Isles“ ihren Sitz hatten. Von hier aus beherrschten sie die Inseln und die Westküste Schottlands.

Eine Hausruine am Loch Finlaggan, im Hintergrund ist die Ratsinsel zu sehen.
Die Inseln im Loch Finlaggan.

Zwei Inseln in einem kleinen Loch, das wiederum auf der Insel Islay liegt. Das war das Zentrum der einflussreichen Lords of the Isles, den Herrschern über die Inseln und die Westküste Schottlands. Im Mittelalter waren diese Inselherren der Highlands and Islands tatsächlich so mächtig wie das schottische Königreich im Süd-Osten.

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Dieses Reich brauchte natürlich einen Herrschersitz, und da es eben ein Reich der Inseln war, war es nur logisch, dass dieser auf einer Insel zu finden war. Loch Finlaggan bot dabei mit seinen beiden Eilanden darin nicht nur Schutz vor Feinden, es symbolisierte das Reich selbst als eine Art Miniatur.

Noch heute kann man die Überreste des Herrschersitzes auf der Eilean Mòr, der „großen Insel“ finden. Es war keine große Burg, sondern eher ein kleines Dorf, mit eigenen Wegen, einer Kapelle und sogar Landwirtschaft in Form von kleinen Äckern.

Eine Hausruine in Finlaggan mit Blick auf die Hausfront.

Hier fand sich auch die Festhalle, in denen Barden mit Harfen die Taten der Vorfahren rühmten. Es gab natürlich auch Unterkünfte für den großen Rat des Reiches, der aus den Mitgliedern der wichtigsten Familien bestand.

Wenn dieser tagte, dann zog er sich zurück auf die zweite Insel im Loch, wo der steinerne Ratstisch in einem Haus stand. Diese Insel heißt darum auch „Eilean na Comhairle“, zu Deutsch etwa „Ratsinsel“.

Ein hölzerner Steg führt hinüber zur großen Insel im Loch Finlaggan.

Früher konnten Besucher nur per Boot zur großen Insel gelangen, heute führt ein malerischer kleiner Steg hinüber, den Soldaten jüngst durch den Torf und das Schilf gebaut haben. Den Besucher erwarten ein kleiner Rundweg entlang der Überreste der Häuser, jeweils mit Erklärungstafeln zu dem, was man sieht.

Weitere interessante Fundstücke aus der Zeit der Lords of the Isles kann man im Visitor Centre ansehen: kunstvolle Steine und Statuen. Außerdem gibt es Schiffsmodelle und Rüstungsnachbauten zu sehen. Zusammen lassen sie das Inselreich vor dem geistigen Auge der Besucher wieder auferstehen.

Blick auf die große Insel

Finlaggan hat eine lange Geschichte, auch schon vor der Zeit der Lords of the Isles. 2025 haben Forscher enthüllt, dass um das 12. Jahrhundert herum auf den beiden Inseln im Loch noch eine Burg stand: Auf der kleinen Insel ein viereckiger Turmbau von 19 x 19 Metern, der mit einem Weg mit der großen Insel verbunden war. Auf der befand sich dann ein ummauerter Hof mit Kapelle, Friedhof und weiteren Gebäuden.

Von dieser Burg ist aber kein Name bekannt und sie kommt auch in den Aufzeichnungen nicht vor. Zur Zeit der Lords of the Isles war sie dann schon verschwunden. Vermutlich war die kleine Insel nicht stabil genug, dieses große Bauwerk aus Stein sicher zu halten.

Die Berge „Paps of Jura“ erheben sich im Hintergrund eines Gebäudes von Finlaggan.

Wissen: Der letzte „Lord of the Isles“

Im 15. Jahrhundert – nach einem faustdicken Verrat am schottischen König – hatte dieser die Nase voll und kassierte den Titel „Lord of the Isles“ ein. Der Titel existiert aber heute immer noch – der Thronfolger auf den britischen Thron hält ihn, derzeit ist das Prince Charles.

Prince Charles hat Finlaggan bisher aber noch nicht besucht … er zog bisher die Laphroig Destillerie vor.

Persönliche Anmerkung: Viel Herzblut

Das Loch Finlaggan auf der Insel Islay.

Neben den geschichtsträchtigen Ruinen ist es noch die Landschaft, die mich bei Finlaggan beeindruckt hat: das Loch, die zwei Berge der Insel Jura im Hintergrund.

Und auch die Herzlichkeit: Die ältere Dame, die bei unserem Besuch hinter dem Tresen saß, arbeitete ehrenamtlich dort. Als sie erfuhr, dass wir Deutsche sind, hat sie uns gleich einen Zeitungsausschnitt über die Hochzeit eines Deutschen auf Finlaggan gezeigt. Sie fand um Mitternacht statt, bei Fackelschein, da der Pfarrer früher nicht konnte. Solche Geschichten liebe ich.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „PA45 7QT“ bringt einen ganz in die Nähe.

Ohne Navi: Von  Bowmore aus die Hauptstraße A846 nach Nordosten nehmen. In Bridgend weiter Richtung Port Askaig. Kurz nach Ballygrant auf das Hinweisschild „Finlaggan“ achten, links abbiegen, nächster Abzweig mit dem Schild „Finlaggan“ wieder links und einfach weiterfahren bis zum Parkplatz am Ende.

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