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Cill Chriosd – Zeuge einer vergangenen Gemeinde

Allzu schnell rauscht man an dieser Ruine auf dem Weg nach Elgol vorbei. Dabei erzählt sie Geschichten von fiesen Priestern, blankem Marmor und der einzigen Eisenbahn auf Skye.

Cill Chriosd
Cill Chriosd

Eine Rebe rankt sich an der bröckeligen Außenmauer hoch, als versuche sie das fehlende Dach der alten Kirche zu ersetzen. Sie nutzt die leeren Fensterrahmen und Türöffnungen als Steighilfe, die schon lange keinen Schutz mehr vor dem Wind gewähren, der über die Berge und das nahe Loch durch das ehemalige Kirchenschiff zieht. Das Gebäude steht auf einer Anhöhe, auf der sich Grabsteine mühsam aufrecht halten, als wollten sie noch Zeugnis ablegen von  einst besseren Zeiten.

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Cill Chriosd Ranke

Cill Chriosd oder Kilchrist, zu deutsch „Christus Kirche“, heißt die verfallene Ruine, die an der Straße zwischen Broadford und Elgol auf der Halbinsel Straithard der Isle of Skye liegt. Einst war sie moralische Stütze für eine blühende Gemeinde, die hier im Tal siedelte. Blühend, weil viele Arbeiter ganz in der Nähe den berühmten Skye-Marmor abbauten. Es gab hier Fabriken und Arbeiterunterkünfte, heute freilich ist davon fast nichts mehr zu sehen.

Außer natürlich Cill Chrisod. Die kleine Kirche trotzt der Zeit, so gut es geht; nun immerhin schon seit mindestens 500 Jahren, denn bereits im Jahre 1505 wurde sie zum ersten Mal erwähnt. Damals wurde simpel vermerkt, dass ein gewisser Kaplan Kenneth Adamson hier den Platz seines Vorgängers John MacGillivray einnahm. Seitdem wurde über die Pastoren Buch geführt.

Nicht immer waren diese Seelsorger beliebt bei ihren Schäfchen. Noch heute wird berichtet, dass der erste protestantische Pfarrer sich 1627 als Denunziant erwies, da er jeden Katholiken der Regierung melden würde – zu der Zeit gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen den beiden Religionsgruppen in Schottland und die Protestanten wollten die Papisten ausmerzen. Auch sonst soll er kein Menschenfreund gewesen sein. So erlaubte er den Arbeitern im Tal Sonntags nur eine Mahlzeit statt der üblichen zwei – am Ruhetag sei eben zu ruhen, auch mit hungrigem Magen. Und so blieb das Andenken an den Pfarrer Neil MacKinnon bis jetzt negativ: Gier und Niedertracht sagt ihm die Info-Tafel in der Kirche auch heute noch nach.

Bis 1840 blieb Cill Chriosd ein Zentrum des Glaubens auf der Halbinsel. Doch in diesem Jahr wurde im nahen Broadford eine neue Kirche errichtet und die Gemeinde zog dorthin. Darum ist Cill Chriosd heute eine sehenswerte Ruine in ansprechender Kulissen.

Wissen: Die einzige Eisenbahn auf Skye

Cill Chriosd innen

Auf der Halbinsel Strathaird im Tal Strath Suardal wurde über zwei Jahrhunderte hinweg Marmor von feinster Qualität abgebaut. Um 1900 wollte man das sogar im großen Stile tun, und so wurde eine Firma hier angesiedelt und 1907 sogar eine Eisenbahnverbindung durch das Tal ins fünf Kilometer entfernte Broadford gelegt, die die Steinquader dann an das Pier zum Verschiffen bringen sollte. Zunächst wurden die Karren noch mit Pferden gezogen, ab 1911 gab es aber auch ein kleine Lokomotive.

Das Unternehmen scheiterte allerdings 1912 und sämtliche Häuser der Arbeiter, die Fabrikanlagen und die Schienen wurden demontiert.

Das heutige Cill Chriosd ist übrigens nicht die erste Kirche an diesem Ort. Bereits im 7. Jahrhundert soll es hier ein Gotteshaus gegeben haben, dessen Gründung auf den Heiligen Maelrubha zurück geht.

Tipp: Grabsteine lesen und Loch erkunden

Loch Cill Chriosd

Wie so oft lohnt es sich auf dem Friedhof ein wenig die Grabsteine zu lesen. Auffällig natürlich, dass hier viele MacKinnons liegen – Straithard ist die Heimat dieses Clans, dessen Mitglieder auch bei der Flucht Bonnie Prince Charlies geholfen haben und deren Nachfahren in Elgol noch heute ein Bootsunternehmen betreiben.

Hinter der Kirche beginnt übrigens das sehenswerte Loch Cill Chriosd. Wenn sich das Bergpanorama auf dem Wasser spiegelt, kann man hier großartige Fotos schießen.

Anfahrt:

In Broadford von der A87 auf die Straße in Richtung Elgol abbiegen. Nach rund 5 Kilometern erscheint die Ruine auf der rechten Seite.

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