Die Highland-Rebellion von Donald Dubh im Jahr 1545

Domhnall Dubh, Clan Donald, die englische Krone und der Versuch, das Reich der Lords of the Isles wiederherzustellen.

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Die Erinnerung an Schottlands große Aufstände kreist meist um die Jakobiten von 1745. Doch zwei Jahrhunderte zuvor – 1545 – kam es bereits zu einer nahezu vergessenen Rebellion. Der Aufstand war weniger romantisch verklärt, aber politisch sehr wichtig. Er entfaltete sich aus der Rivalität zweier Königshäuser, aus alten Bündnissen, maritimer Macht im Westen und jahrzehntelangen Konflikten zwischen der Krone und den Clans der Inseln.

Hintergrund: Das Ende der Lords of the Isles

Bis ins späte 15. Jahrhundert herrschten die Lords of the Isles über große Teile der westlichen Highlands und Inseln. Diese nahezu autonome Inselherrschaft stellte eine ernste Konkurrenz zur königlichen Zentralmacht dar. 1493 entmachtete die schottische Krone den letzten Lord of the Isles, John MacDonald. Die große Grafschaft Ross war bereits zuvor verloren gegangen, interne Rivalitäten schwächten den Clan – die Chance für König James IV., die alte Ordnung zu brechen.

Doch die Zerschlagung beendete nicht die Idee eines eigenen Inselreichs. Die Familienbande der Clans, ihre militärische Stärke und die Erinnerung an die alte Autorität blieben lebendig. Besonders Clan Donald South blieb ein zentraler Faktor, oft im Widerstand gegen die königliche Politik.

1540 setzte James V. mit dem Act of Annexation den nächsten Schritt. Große Teile der westlichen Gebiete wurden direkt der Krone zugeschlagen. Die folgenden Expeditionen des Königs sollten Gehorsam erzwingen und neue Abgaben durchsetzen – Maßnahmen, die den Unmut der Clans weiter verstärkten.

Domhnall Dubh: Enkel des letzten Lord of the Isles

Im Zentrum der späteren Rebellion stand Domhnall Dubh, der Enkel des letzten Lords of the Isles. Er verbrachte große Teile seines Lebens in Gefangenschaft der Campbells – allerdings nicht unter feindseligen Bedingungen, wie oft angenommen. Dennoch hielt er an seinem Anspruch fest.

Als der Konflikt zwischen England und Schottland eskalierte, fand er einen mächtigen Verbündeten: Heinrich VIII. Der englische König wollte Schottland dynastisch an England binden. Die Ehe zwischen seinem Sohn Eduard und der jungen Maria Stuart sollte die beiden Königshäuser vereinen – doch das schottische Parlament lehnte ab. Es begann die Phase des Rough Wooing, eines gewaltsamen Werbens um die schottische Thronerin.

Heinrich suchte nun nach Druckpunkten im Westen. Domhnall Dubh war der ideale Kandidat, denn mit ihm konnten die Clans der Inseln mobilisiert werden.

Das Bündnis von 1545

Der Earl of Lennox vermittelte zwischen Domhnall Dubh und der englischen Krone. Domhnall wurde dabei bereits als „Lord of the Isles and Earl of Ross“ bezeichnet – ein Hinweis darauf, welches politische Projekt hier angestrebt wurde. Gleichzeitig trat erstmals offen die Gegnerschaft zwischen Clan Donald und den Campbells hervor, die später eine zentrale Highland-Fehde werden sollte.

Im Juli 1545 trafen sich die Chiefs der Inseln auf Eilean a’ Chàirne im Loch Ballygrant auf Islay. Fast alle Insel-Clans unterzeichneten das Bündnis. Nur einen Monat später standen rund 4.000 Mann in Carrickfergus in Antrim bereit. Aus Sicht der Clans war Antrim keineswegs „Ausland“ – es gehörte historisch zum Machtbereich der MacDonalds von Dunnyvaig.

Loch Ballygrant und Eilean a’ Chàirne
Loch Ballygrant und Eilean a‘ Chàirne

Gemeinsam mit englischen Truppen plante man einen Zweifronten-Angriff:

  • Clan Donald und Verbündete sollten Argyll und die Westküste angreifen.
  • Englische Truppen sollten aus dem Süden in Schottland einfallen.

Insgesamt standen über 10.000 Kämpfer, rund 200 Schiffe, viele erfahrene Seeleute und sogar eine Kanone bereit – für 1545 eine beeindruckende Streitmacht. Die birlinns der Inselclans garantierten Mobilität, wie sie keine andere Region des Königreichs bieten konnte.

Das Scheitern der Rebellion

Die Rebellion zerfiel, bevor sie begann. Die englische Kriegskasse traf verspätet und nur in Teilen ein. Chiefs verließen das Sammelgebiet, weil sie fürchteten, zu lange von ihren heimischen Territorien fernzubleiben. Andere waren mit der Beute- und Geldverteilung unzufrieden. Als Lennox im Oktober schließlich eintraf, hatten sich die Highlander bereits wieder verstreut.

Domhnall Dubh blieb dennoch entschlossen. Er kehrte nach Irland zurück – jedoch mit nur wenigen Männern. Dort erkrankte er an Fieber und starb. Mit seinem Tod brach die ganze Allianz zusammen. Der Versuch, das Inselreich wiederherzustellen, endete im Nichts.

Folgen für die Beteiligten

Domhnall Dubh hinterließ keine Kinder. Sein Erbe ging an James MacDonald of Dunyvaig, der später ironischerweise die Tochter des Earl of Argyll heiratete. Rund ein Jahrhundert später versuchte mit Alasdair Colla ein weiterer Nachfahre erneut, das alte Seereich zu wiederherzustellen.

Heinrich VIII. starb zwei Jahre nach dem Aufstand. Sein Sohn, Eduard VI. setzte das Rough Wooing fort – letztlich vergeblich. Maria Stuart wurde später zu einer der tragischsten Figuren der britischen Geschichte. Der Earl of Lennox kämpfte weiter und kehrte nach England zurück. Sein Sohn Lord Darnley heiratete später Maria Stuart und ging als Mörder ihres mutmaßlichen Liebhabers David Rizzio in die Geschichte ein.

Bedeutung des Aufstands

Der Aufstand von 1545 zeigt, dass die alte Macht der Inselclans auch Jahrzehnte nach dem Ende der Lords of the Isles noch spürbar war. Trotz zentralistischer Politik existierten Räte, gemeinsame Beschlüsse und ein starkes Bewusstsein für die frühere Eigenständigkeit.

Das oft zitierte Linn nan Creach – das „Zeitalter der Gewalt“ – wird dieser Epoche nur teilweise gerecht. Es gab nach wie vor koordinierte Zusammenarbeit unter den Clans, insbesondere bei gemeinsamen Interessen gegen Edinburgh. Die Wahl des Treffpunkts auf Islay war ein symbolischer Rückgriff auf die frühere Ratsinsel der MacDonalds.

Religion spielte kaum eine Rolle: Die Clans blieben katholisch, Heinrich VIII. hingegen hatte sich bereits vom Papst losgesagt. Entscheidend waren pragmatische Erwägungen, maritimes Wissen und strategische Chancen.

Letztlich scheiterte der Aufstand nicht an mangelnder Willenskraft, sondern an Logistik, Geldmangel, Misstrauen – und dem plötzlichen Tod seines Anführers.