Im Osten der schottischen Hafenstadt Aberdeen liegt ein wirklich malerisches Fischerdorf. Was Besucher beim Ausflug ins Footdee erwartet, steht hier.

Eigentlich war Footdee ein Dorf vom Reißbrett: zwei rechteckige Anlagen mit sorgsam angeordneten Häuschen. Doch mit der Zeit haben die Bewohner den Gebäuden Charakter verliehen. Bunte Tore und Türen, kunstvolle Mäuerchen und abwechslungsreiche Fassaden säumen die Gassen mit den gusseisernen Laternen.
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Autos sind hier nicht zu sehen, die Parkplätze für die Anwohner befinden sich außerhalb der Anlage, ebenso wie die (umstrittenen) Müllcontainer. Auch das sorgt für die perfekte Kulisse für Besucher, aber eben auch die Einwohner.

Denn die lieben ihre kleinen Häuser. Sobald die Sonne herauskommt, beginnen viel von ihnen mit dem Basteln, Gärtnern und Verschönern, hängen ihre Wäsche auf oder lassen ihre Tauchanzüge trocknen. Auch die kleine Galerie öffnet ihre Pforte.

Footdee, oder „Fittie“, liegt ganz im Osten der Stadt Aberdeen. Dort, wo der Fluss Dee ins Meer mündet. Ursprünglich aber lag das Fischerdorf etwas weiter im Westen, landeinwärts. Die heutige Anlage wurde erst 1809 vollendet und bezogen. Für die Fischer damals ein echter Komfortgewinn.

28 von diesen kleinen Häusern gruppierten sich jeweils um die beiden Plätze. Über die Jahrzehnte wuchs die Zahl auf zirka 80 an (je nachdem, wie man Anbauten und Zusammenlegungen zählen mag). An den Außenseiten bilden die geschlossenen Reihen eine Art Schutzwall gegen Wind und Meer. Innen stehen die Häuschen einzeln und sind teils von Gärten umgeben.

Zum Osten hin grenzt die Siedlung direkt an die Nordsee. Nur ein schmaler Pfad trennt dort die Häuserzeile von der Schutzmauer gegen das Meer.

In der Mitte der nördlichen Anlage steht eine recht unscheinbare Kirche. Sie ist kaum zu erkennen von den Wegen aus, man muss einen der Pfade zwischen den Häusern einschlagen, um sie zu sehen.

Rund um diesen Kern von Footdee gibt es weitere spannende Dinge zu entdecken. Am Ende des Flusses, kurz bevor er ins Meer fließt, erstreckt sich das Pocra Quay. Hier gibt es auch Parkplätze und manchmal treffen sich hier Auto-Enthusiasten.

Eine auffällige Taucherstatue steht hier seit Juni 2025. Sie erinnert an all die Arbeitstaucher, die in der Nordsee ihr Leben verloren haben.

Der Künstler dahinter ist Allan Beattie Herriot. Er hat auch die Robert the Bruce Statue vor dem Marischal College in der Innenstadt entworfen. Ebenso wie das Fischerdenkmal in Pittenweem und andere.
Am Pocra Quay steht auch die alte Hafenmeisterei, ein achteckiges Gebäude aus dem Jahr 1798. Es war bis 2006 in Gebrauch. Heute befinden sich Büros darin.

Hundert Meter dahinter erhebt sich ein viel größeres und doch ähnliches Gebäude: das Marine Operations Centre.

Dieser moderne Glasbau wurde von SMC Parr Architects entworfen und kümmert sich heute um die Abläufe im Hafen von Aberdeen.
Dazwischen steht noch ein flaches Haus mit Zinnen. Das ist das Silver Darling Restaurant. Es serviert fangfrischen Fisch.

An dieser Stelle trennt nur noch eine Landecke den Fluss vom Meer. Kinder finden hier einen Spielplatz und eine schwarzweiße große Hasenstatue sieht hier nach dem Rechten. Es ist die Statue „Life is Better by the Sea“. Sie ist eine von 92 dieser Tiere, die alle einen anderen Namen haben. Sie wurden von unterschiedlichen Künstlern entworfen und 2023 in einer Auktion zugunsten der Krebshilfe versteigert. Die Hafenbehörde hat diesen Hasen für 4.000 Pfund übernommen und hier aufgestellt.

Auf der anderen Seite des Landecks kann man nun schon die Hafenpromenade von Aberdeen erkennen, mit dem Queen Links Leisure Park. Die Ebbe gibt auch schon etwas Sandstrand frei.

Das Viertel Footdee gehört zu einem runden Besuch von Aberdeen mit dazu. Der Spaziergang zwischen den bunten Häusern und am Porca Quay lassen einen die Seeluft spüren und den Hafen von seiner schönsten Seite kennenlernen.
Wissen: Footdees Geschichte
Man könnte die auf die Idee kommen, dass „Footdee“ am „Fuße des Dee“ heißt und die Flussmündung beschreibt. Das allerdings ist unwahrscheinlich. Denn Aberdeen heißt schon „Mündung des Dee“ und der Fischerort war einst als „Fittie“ bekannt. Dahinter verbirgt sich St Fittikus, bei uns Heiliger Fiacrius genannt. Ein schottischer Heiliger, der auch der Patron der Kutscher ist – darum heißen in Wien die Kutschen auch Fiaker.

Die ersten 56 Häuser der heutigen Footdee wurden 1809 an die Bewohner übergeben. Hinter der Architektur steht ein Mann mit unscheinbarem Namen und großem Werk: John Smith. Er hat auch die neue Slains Castle entworfen.
Der Name „Pocra Quay“ kommt vom „Pockraw“. Dahinter steckt das Wort „Powk“, das in dem Fall einen kleinen Graben beschreibt. Denn hier gab es einst einen, der von einem Bach Frischwasser nach Footdee leitete. „Raw“ bedeutet „Reihe“.
Vor 1809 war das Footdee übrigens weiter im Westen gelegen. Die Kirche des alten Ortes steht dort heute noch in der St Clements Street, umgeben von einem Friedhof.

Das jetzige Gebäude gibt es seit 1828 und es wurde vom selben Architekt entworfen, wie das Footdee: John Smith. Heute steht die Kirche allerdings leer.
Von Aberdeen zum Footdee laufen
Wer gut zu Fuß ist und auch etwas Zeit hat, kann den Hafen entlang zum Footdee gehen. Dabei gibt es unterwegs noch einiges zu entdecken. Denn an vielen der alten Gebäude prangen Plaketten, die deren frühere Funktion erklären.
Der Weg vom Hafenende bis zum Footdee sind 1,5 Kilometer einfach und dauert etwas unter einer halben Stunde. Im Prinzip hält man sich an den Quay Straßen, wie Regent und Waterloo. Immer wieder können beim Spaziergang schwarze Tafeln entdeckt werden. Die demonstrieren, welche Gebäude und Bereiche sich hier früher befanden.

Später muss man in York Place und York Street abbiegen. Dort lassen sich mit etwas Glück aber auch Blicke auf Schiffe werfen.

Von der York Street aus gehen dann Treppen hinab ins Footdee.

Den Rückweg kann man entweder dann durch die St Clement Street und Virginia Street nehmen, wo sich die alte Kirche des Footdee bewundern lässt und sich auch Murials zeigen.

Oder man nimmt den Weg entlang der Uferpromenade zum Vergnügungspark und biegt dahinter links ab zurück in die Innenstadt.
Anfahrt
Öffentlich: Footdee ist Teil der Route des Aberdeen Adventurers, einem Hop-on-Hop-off-Bus.
Mit Navigationsgerät: „AB11 5DQ“ bringt einen in den Ort Footdee.
Ohne Navi: Einfach das Regent Quay, dann links in den York Place und gleich wieder rechts in die York Street. Dann rechts auf das Pocra Quay abbiegen und Parkplatz suchen.

