Selbst als Ruine strahlt die Wasserburg Caerlaverock Castle noch Stärke aus. Gedacht war sie als Schutz vor den Engländern. Das Schicksal wollte es anders.
Es ist schwer aus all den beeindruckenden Burgen Schottlands noch herauszustechen. Der Caerlaverock Castle im Süden des Lands gelingt es durch ihr besonderes Äußeres dennoch. Es gibt eben nicht viele Burgen, die einen dreieckigen Grundriss haben und dabei noch mitten im Wasser stehen.
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Caerlaverock Castle steht nicht weit von der schottisch-englischen Grenze, dort, wo die britische Insel einen tiefen Knick hat, die Bucht Solway Firth. Es war diese Position, die die Burg strategisch so wichtig machte. Und das zu einer Zeit, in der sich die Beziehung zwischen Schottland und England sich einem Tiefpunkt näherten.
Achtung: Die Betreiber dieser Sehenswürdigkeit, das Historic Environment Scotland (HES), führt seit 2021 an vielen Sehenswürdigkeiten Untersuchungen oder Baumaßnahmen zum Erhalt der Gebäude durch. Dieses gehört dazu. Darum vorher informieren, ob und was begehbar ist. Mehr Hintergrund hier.
Denn schon kurz nach ihrer Vollendung im Jahr 1277 kam es zum Konflikt zwischen Robert the Bruce und Edward I. von England. Um 1300 machte sich der englische König auf, um strategisch wichtige Stellungen einzunehmen. Eines seiner ersten Ziele: Caerlaverock Castle.
Die Besatzung der Burg wähnte sich in Sicherheit. Starke Mauern mit einer zum Tor spitz zulaufenden Form. Daneben zwei Wehrtürme, die den Zugang optimal bewachten. Ein Wassergraben und aufgeschüttete Wallanlagen. Caerlaverock war sozusagen State of the Art.
Als die englischen Truppen mit ihren schweren Katapulten anrollten, schossen sie die Mauern rasch zusammen. Doch die Wehrtürme hielten Stand, sie konnten die Burg nicht einnehmen.
Das Problem: Rauskommen war unter Belagerung genauso schwer wie hineinzukommen. Geheimgänge hatten die Erbauer nicht angelegt. Derweil boten die Engländer über 3.000 Soldaten und viele weitere Geschütze auf. Angesicht der Übermacht, gab die Besatzung schließlich doch auf und verließ die Burg. Die Engländer staunten nicht schlecht: Nur 60 Maxwells hatten ein großes Heer hier beschäftigt.
Als schließlich die Schotten nach Jahren der Auseinandersetzung in der Schlacht bei Bannockburn ihre Unabhängigkeit wiedererlangten, ging Caerlaverock wieder an die Maxwells.
Um 1630 errichtete Robert Maxwell, 1. Earl von Nithsdale ein Wohnhaus mit einer für die Zeit typischen Fassade. Über den Fenstern finden sich Wappen – eine ganz ähnliche Fassade findet sich zum Beispiel im Königspalast von Linlithgow.
Nach seinem Erbauer heißt dieses Gebäude heute Nithsdale Lodging. Lange erfreuen konnte sich der Robert Maxwell daran nicht.
Denn rund zehn Jahre später fand die zweite nennenswerte Belagerung der Burg statt: 1640 umringten Covenanter die Burg ganze 13 Wochen, ehe die Besatzung aufgeben musste. Die Sieger rissen eine Mauer ein und plünderten die Burg. Caerlaverock Castle verfiel, bis sie in dem Zustand kam, den wir heute sehen.
Um Burg und Umgebung kümmert sich nun Historic Scotland, das Caerlaverock Castle Besuchern zugänglich macht. Und ein Besuch lohnt sich.
Wissen: Über die Caerlaverock Castle
Der Name Caerlaverock bedeutet “Burg der Lerche”. Klingt idyllisch, erinnert an sanfte Vogelklänge. Ausgesprochen wird es ungefähr “Käir-Lavrig” – der Stamm “Caer” bezeichnet noch heute in der walisischen Sprache eine Burg.
Caerlaverock Castle war bereits der zweite Versuch der Maxwells eine Burg zu errichten. Der erste endete im umgebenden Sumpf. Die Überreste sind heute noch rund 200 Meter entfernt zu sehen.
Dieses Sumpfgebiet mit seinen Wäldern, Tümpeln und Wiesen formt heute ein Naturschutzgebiet, durch das Besucher spazieren können.
Über die Burg und die Belagerungen findet sich im Besucherzentrum vor der Burg außerdem eine Ausstellungen mit vielen Schautafeln.
Tipp: Zuerst zur alten, dann zur neuen Burg
Natürlich ist die alte Burg nicht so beeindruckend, wenn man die große Castle zuerst sieht. Darum empfehle ich, den Rundweg durch die wilde Sumpflandschaft zur alten Burg zu nehmen.
Es geht vorbei an Tümpeln durch den Wald.
Am Rundweg erscheint eine kleine Fußbrücke zu den Überresten der ersten Burg.
Nach dem Ansehen der Ruine kehrt man zurück zum Rundweg.
Am Ende erreicht man Caerlaverock Castle an der Seite mit der zerstörten Mauer. Dann kann man vorlaufen zum Eingang.
In der Burg lohnt sich übrigens der Blick von oben.
Persönliche Anmerkung: Regen
Leider hatten wir bei unserem Besuch kein Glück mit dem Wetter. Wind und Regen peitschten uns mächtig ein. Wir sind zuerst in die Ausstellung gegangen, ehe wir den Rundweg genommen und dann die Burg erkundet haben. Selbst die Vögel suchten an diesem Tag Zuflucht vor dem Wetter, was ein Burgbewohner uns gezeigt hat:
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: “DG1 4RU” bringt einen zur Burg.
Ohne Navi: Von Dumfries aus folgt man der B725 Richtung nach Glencaple und danach weiter entlang des Flusses. Ein Stück weiter erscheint dann an der Straße ein braunes Hinweisschild zur Castle. Ihm folgen und abbiegen. Weiterfahren bis durch das Tor und beim Besucherzentrum parken.