Eingebettet in die sanften Hügel der Isle of Lewis liegt eine Mühle, deren Wurzeln bis zurück in die Eisenzeit reichen – die Norse Mill bei Shawbost.
Süßlicher Torfrauch, rauschendes Wasser, klappernde Mühlräder – noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden Besucher, die den Weg vom Hügel zur Mühle hinab stiegen, all das wahrgenommen haben. Heute allerdings umfängt die Norse Mill bei Shawbost eine wohltuende Stille.
Mein Reiseführer Äußere Hebriden
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Zu dem Pfad, der einem von der Straße weg- und zur Mühle hinführt, gesellt sich bald ein mit Steinen ausgekleideter Kanal. Der brachte damals das Wasser, das den Mühlstein antrieb.
Der Kanal verschwindet im hinteren der beiden Gebäude, denn dort war die eigentliche Mühle zu finden. Betritt der Besucher es, findet er die Konstruktion noch immer dort – auf einen Blick kann man erfassen, wie es funktioniert hat: Das Wasser floss durch eine Rinne im Boden an einem Mühlrad entlang, das den Stein darüber drehte. In den großen Holztrichter wurde das Korn eingefüllt, das der Stein zu Mehl zerrieb.
Damit das perfekt funktionierte, musste das Getreide strohtrocken sein. Und dafür war das andere Gebäude gedacht, das Trockenhaus – Kiln genannt. In der großen Vertiefung in der Mitte des Raums brannte ein Torffeuer, auf den erhöhten Bereich lagerte das Korn, das durch die Wärme schneller trocknen sollte.
Vor dem Eingang zum Mühlhaus findet sich eine kleine Bank, die mittags von der Sonne beschienen wird und von der aus man einen schönen Blick auf den unten verlaufenden Bach hat. Mit ein wenig Fantasie sieht man hier den Müller sitzen, wie er ein Pfeifchen schmauchend im Sonnenschein darauf wartet, dass die nächste Ladung Mehl fertig ist.
Die Norse Mill von Shawbost schmiegt sich in eine wunderschöne Landschaft, einige hundert Meter abseits der Straße, zudem ist sie noch nicht allzu bekannt und lockt also noch keine Scharen von Touristen an. Besucher können sich also in den beiden Häusern in aller Ruhe in die Vergangenheit zurückdenken.
Wissen: Funktion und Alter der Norse Mill
Mühlen wie diese gab es viele auf den Äußeren Hebriden, und ihre Konstruktion hat sich seit den Wikingern nicht allzu sehr verändert, darum heißt sie auch “Norse Iron Age Mill”. Im Prinzip handelt es sich dabei um zwei klassische Blackhouses, wie sie auch in Na Gearrannan stehen, mit einer besonderen Funktion.
Bis 1930 soll an dieser Stelle die Mühle ihre Dienste verrichtet haben, ehe sie verlassen wurde und verfiel. 1960 begannen Schulkinder mit dem Wiederaufbau, doch erst 1995 wurde die Restauration vollendet.
In der Mühle wurden hauptsächlich Gerste und später auch Mais gemahlen, denn das waren die beiden Pflanzen, die auf Lewis angebaut wurden.
Persönliche Anmerkung: Blick vom Bach
Wir hatten wirklich das Glück die einzigen Besucher an diesem recht schönen Tag zu sein und konnten die Mühle samt Aussicht in Ruhe genießen. Wenn man den Bach an der Mühle überquert und ein paar Schritte den Hügel hochgeht, ergibt sich ein wunderbarer Blick über die beiden Blackhouses und das dahinter liegende Loch na Muilne.
Anfahrt:
Auf der A858 liegt zwischen Carloway im Süden und Shawbost im Norden die Mühle. An der Straße muss man auf das braune Schild “Muillean & Ath – Norse Mill & Kiln” achten. Hier kann man parken und dann durch das kleine Gatter auf dem Fußweg zur Mühle gehen. Es sind rund 200 Meter über einen Hügel zurückzulegen.