Man weiß nicht viel über dieses schottische Urvolk. Doch der Shandwick Stone gibt einem einen Eindruck der piktischen Kultur. Er ist eines ihrer schönsten Relikte.
Er ist so anders, als die Keltenkreuze im Westen von Schottland. Der Shandwick Stone strahlt eine ganz eigene Wärme aus, denn der Sandstein gibt ihm eine sanfte beige Farbe. Gleichzeitig wirken die eingravierten Symbole merkwürdig fremd.
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Da ist zum Beispiel das piktische Tier zu sehen, oben auf der zur Straße gewandten Seite des Steins. Eine typische Darstellung eines Wesens, von der bis heute keiner weiß, was es eigentlich sein soll. Darunter findet der Betrachter eine Jagdszene, die eine ganze Herde an Tieren zeigt. Immer wieder dann die kreisrunden, spiralförmigen Ornamente und sogenannte Triskelen.
Auf der dem Meer zugewandten Seite kommt einem zumindest das Kreuz vertraut vor, auch wenn es aussieht, als wäre es aus Nieten gearbeitet. Der Shandwick Stone wird auf etwa 780 n. Chr. datiert. Da war die Missionierung der Pikten bereits im Gange. Unter dem Kreuz aber liegt wieder eine typisch piktische Form, die sogenannte Doppelscheibe.
Obwohl piktisch, hat der Stein mit den Jahren natürlich auch einen gälischen Namen erhalten: “Clach a’ Charridh”. “Clach” heißt “Stein”, “a’ Charridh” bedeutet wohl “der Begräbnisstätte”, denn hier war bis ins 19. Jahrhundert eine Art Friedhof. Allerdings habe ich im gälischen Wörterbuch das entsprechende Wort nicht finden können.
Mitte des 19. Jahrhunderts brach der Shandwick Stone entzwei. Heute allerdings steht er wieder zusammengefügt in einem Häuschen aus Glas. Das soll den empfindlichen Sandstein vor Verwitterung schützen.
Wer etwas mehr Kontakt zur die geheimnisvolle Kultur der Pikten aufnehmen möchte, sollte sich diese Stele unbedingt ansehen.
Tipp: Der Geburtsort des Steines
Der Shandwick Stone steht exponiert mit Blick auf das Meer. Einige Fotos mit den Klippen im Hintergrund lohne sich. Zumal die Wissenschaftler vermuten, dass der Stein genau aus diesen Klippen herausgeschnitten wurde. Die Umgebung sonst bietet eher Highland-untypisches: Satte Felder, die gerade im Herbst goldgelb scheinen.
Wissen: Das unbekannte Volk und seine Steine
Da die Pikten selbst nicht geschrieben haben, weiß man nur wenig über dieses Urvolk der Schotten. Die Steine und Stelen, die sie hinterlassen haben, verraten immerhin ein bisschen was. Wissenschaftler teilen die rund 350 bekannten Objekte in drei Klassen ein. Die erste Klasse stammt aus dem sechsten bis zum achten Jahrhundert nach Christus. Es sind ungeformte Steine, in die Muster und Symbole eingraviert wurden. Die zweite Form sind Stelen aus dem achten und neunten Jahrhundert, sie wurden also genau geformt. Im Gegensatz zur Klasse eins tragen sie bereits christliche Symbole und sind wesentlich kunstvoller. Shandwick gehört zu dieser zweiten Klasse.
Die dritte Klasse ist aus späterer Zeit und schon von anderen Strömungen geprägt oder zu allgemeiner Natur. Sie ist für die Wissenschaft meist nicht erkenntnisreich.
Allerdings weiß immer noch niemand, aus welchem Grund die Steine errichtet wurden. Vermutungen gehen über Kultstellen oder Grenz-Markierungen.
Persönliche Anmerkung: Wilder Wind
Als wir im Herbst dort waren, waren die Felder bereits abgeerntet, aber überall waren noch Strohballen zu sehen. Gleichzeitig ging ein scharfer Wind, der das Meer aufpeitschte. Der Himmel war bedeckt. All das ergab eine wilde Stimmung.
Anfahrt:
Zirka 50 Minuten muss man von Inverness aus auf der A9 Richtung Norden fahren. Dabei überquert man sowohl den Beauly-Firth über die Kessok-Bridge als auch den Cormarty-Firth. Nach zirka 50 Kilometer erreicht man den Kreisverkehr bei Nigg. Hier die Ausfahrt nach Nigg -also grob nach rechts – nehmen. der Straße einige Kilometer weit folgen, bis ein Pfeil auf der linken Straßenseite nach rechts Richtung Shandwick zeigt. Achtung, das ist eine kleine Abzweigung, die leicht zu übersehen ist! dann noch ein paar hundert Meter, ehe links das hölzerne Eingangtürchen zum Gelände des Steins zu sehen ist. Parken ist nicht ganz einfach, denn am Straßenrand ist wenig Platz. Es geht aber dennoch. Zur Not ein Stück runter nach Shandwick fahren.