Hier riecht es nach Arbeit: Am Clyde River in Glasgow zeugt der Finnieston Crane von einer Vergangenheit aus Muskel, Schweiß und Eisen. Heute ist er umzingelt von sehenswerter moderner Architektur entlang des Ufers.
Freilich, hier im Westen von Glasgow liegt nicht das romantische Schottland aus Outlander, Highlander oder Harry Potter. Es erinnert eher an jenes Schottland, das viel mit Boom und Krise zu tun hatte, mit Schmutz, Funken und Stahl. Und hier offenbart sich heute auch das moderne Schottland, das sich mit zeitgenössischer Architektur beschäftigt. Am River Clyde im Westen Glasgows treffen beide Welten aufeinander und verschmelzen zu einer einzigartigen, faszinierenden Designlandschaft am Ufer des großen Flusses.
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Die sogenannte Clyde Waterfront war bis in die 1950er hinein ein Ort, der die Schwerindustrie magisch anzog. Lokomotiven waren bekannt und begehrt – um die 30.000 sollen in Glasgow entstanden sein und dann in alle Winkel des damals noch großen Britischen Empires verschifft worden sein. Auch ein Teil der britischen Marine erlebte seine Geburt am River Clyde: Werften wie Yarrows ließen hier Zerstörer, Kanonenboote und U-Boote vom Stapel laufen, aber auch Yachten und Raddampfer.
Beim Verladen der Lokomotiven oder anderer schwerer Güter wie zum Beispiel Panzer, kamen der Finnieston Crane und seine Kollegen ins Spiel. Entlang des Clyde stehen heute nur noch vier dieser Ausleger-Kräne aus Stahl, der Finnieston Crane ist der größte davon: 53 Meter hoch mit einem Ausleger von 46 Metern Länge und das gesamte Konstrukt wiegt 175 Tonnen. Dieses Monster nun also schaffte es, Lokomotiven anzuheben, sie über das Transportschiff zu schwenken und vorsichtig abzulassen.
Der Finnieston Crane war der letzte seiner Art, der am River Clyde in Betrieb genommen wurde. Von 1932 bis 1969 verrichtete er seine Arbeit. Doch dann zog die Schwerindustrie ab, die Kaianlage wurde stillgelegt, ebenso der Kran. Doch im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen durfte er stehen bleiben. Als Symbol seiner Zeit.
Da steht er nun, bleibt unverändert, während sich seine Umgebung gewandelt hat. Denn am ehemaligen Finnieston Kai entstanden neue Gebäude in modernem Stil.
Und dennoch fügt er sich hier wunderbar ein und harmoniert mit seinen Nachbarn.
Wissen: Korrekter Name des Finnieston Crane
Überraschung: Der Finnieston Crane heißt gar nicht so. Er war früher eher als “Stobcross Crane” bekannt oder korrekt als “Clyde Navigation Trustees crane #7”. Erst mit der Zeit nahm er den Namen der Gegend an, in der er heute noch steht.
Insgesamt gibt es weltweit nur noch elf dieser Ausleger-Kräne.
Hinauf kann man auf den Kran als Besucher nicht. Wer das möchte, fährt mit dem Auto zwanzig Minuten weiter stadtauswärts zum Titan Crane, auf den Besucher am Wochenende hinaufgehen können.
Tipp: Spaziergang am Clyde
Um einen richtig schönen Eindruck der Umgebung zu bekommen und den Kran aus verschiedenen Perspektiven zu sehen, eignet sich ein Spaziergang auf beiden Seiten des Flusses. Ausgehend vom Kran kann man auf das Clyde Arc zulaufen, die Autobrücke stadteinwärts. Hier geht es über den Fluss und auf der anderen Seite am “Pacific Quay” entlang.
Es kommt die erste Fußgänger Brücke, die Bell’s Bridge. Hier kann man schon hinüber.
Oder man geht noch etwas weiter am verspiegelten Bau der BBC Scotland entlang …
Vor dem Glasgow Science Centre kommt die Milleniums Bridge, die hinüber zum Crown Plaza Hotel führt, von dem man sich zurück auf den Weg zum Kran machen kann. Diese Runde ist locker in einer halben Stunde zu gehen.
Anfahrt:
Öffentlich: Der Bus x19 Richtung “Govan, Queen Elisabeth Hospital” fährt von der Innenstadt (zum Beispiel “Central Station” oder “St Vincent Street”) bis in die Finnieston Street, von wo aus man den Kran schon sieht. Fahrtzeit zirka 10 Minuten. Alternativ kann man mit dem Citysightseeing Bus fahren. Das dauert zwar länger, er hält aber am Hilton Garden Inn Hotel oder dem SECC. Beide sind direkt beim Kran.
Auto: Im Navigationsgerät die “Stobcross Rd, Glasgow G3 8HQ” eingeben. Das bringt einen ins Parkhaus des SECC. Meist ist hier genügend Platz, es sei denn es läuft eine Großveranstaltung.