Greyfriars Kirkyard – grüne Oase des Todes in Edinburgh

Der schaurig schöne Friedhof Greyfriars Kirkyard liegt mitten in Edinburgh. Um ihn ranken sich Legenden und wahre Geschichten gleichermaßen. Ein Besuch.

Greyfriars Kirkyard
Greyfriars Kirkyard

Es sind nur wenige Schritte, die einem vom so lebendigen Platz Grassmarket mit all seinen Kneipen und Geschäften ins stille Reich der Toten befördern. Grüne Wiese, gesprenkelt mit alten grauen Steinen, beschattet von großen Bäumen und umgeben von hohen Mauern, an denen sich Grabplatten anlehnen, die von Säulen und Ornamenten umrahmt sind. In der Mitte erhebt sich majestätisch die große Greyfriars Kirk. Willkommen auf dem Greyfriars Kirkyard in Edinburgh.

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Seit bald 500 Jahren finden hier Bewohner Edinburgh ihre letzte Ruhe. Doch es waren nicht die Toten, die den Greyfriars Kirkyard zu einem Ort machten, der tief in die Geschichte Schottlands eingriff.

Erst im Jahr 1620 war die Kirche auf dem Friedhof fertiggestellt. Doch schon 18 Jahre später unterschrieben hier schottische Kirchenvertreter den National Covenant, in dem sie sich gegen den König und dessen Versuch stellten, ihnen die englische Kirchenliturgie aufzuzwingen. In dieser Tat schwang durchaus schon eine Anwandlung demokratischer Ideen mit, was der König nicht dulden konnte. Nicht nur, aber auch deswegen versank Großbritannien in Jahrzehnte voller Konflikte.

Bäume und Grabsteine machen den Friedhof zur grünen Insel
Bäume und Grabsteine machen den Friedhof zur grünen Insel

Die Ironie der Geschichte ist manchmal bitter. Denn als es im Jahr 1679 zur letzten Schlacht zwischen Regierung und Covenanter bei Bothwell Bridge kam, verloren die Covenanter schnell. Über Tausend gerieten dabei in Gefangenschaft. Doch was tun mit diesen Gefangenen? Sie mussten ja irgendwo untergebracht werden, bis entschieden würde, was mit ihnen passieren sollte.

Sie wurden nach Edinburgh gebracht, wo sie auf ausgerechnet auf dem Greyfriars Kirkyard gefangen gehalten wurden – das Tor mit der Aufschrift „Covenanters Prison“ erinnert noch heute daran.

Eingang zum Covenanters Prison
Eingang zum Covenanters Prison

Nun sieht der Besucher hinter dem Tor nur einen kleinen Bereich des Platzes, den es hier früher gab. Häuser wurden hier gebaut in den nächsten Jahrhunderten.

Die meisten Gefangenen wurden übrigens freigelassen, nachdem sie dem König Treue geschworen hatten. Nur einige wurden nach Übersee deportiert oder gar hingerichtet. Vielleicht sind es ihre Seelen, die den Greyfriars Kirkyard zu einem Orte mit den meisten Spukgeschichten macht.

Gräber auf dem Greyfriars Kirkyard
Gräber auf dem Greyfriars Kirkyard

Der gruselige Flair des Friedhofs hat noch eine andere Besucherin angelockt, die in einem Grabstein eine besondere Inspiration fand. Harry Potters Gegenspieler Eines der Gräber trägt eine besondere Inschrift: „Sacred to the Memory of Thomas Riddel Esq. of Befsborough“. Harry Potter Fans dürften bei dem Namen hellhörig werden. Denn Tom Riddle war der Name des jungen Manns, der später zum gefürchteten Lord Voldemort wurde. Und so pilgern heute etliche Besucher schnurstracks zu diesem Grabstein.

Die Harry Potter-Erfinderin J.K. Rowling hat dazu gesagt, dass sie häufig auf dem Friedhof spazieren war und sie den Namen vielleicht unbewusst aufgeschnappt hat. Der arme Mann, der hier liegt hat nichts zu tun mit dem, „dessen Namen man nicht aussprechen darf“. Er wurde immerhin 72 Jahre alt. Auf dem Friedhof finden sich weitere Namen, die in den Geschichten auftauchten, wie William McGonagall oder ein Mr. Moody.

Mausoleum von Sir George Mackenzie
Mausoleum von Sir George Mackenzie

Und eine Geschichte darf freilich nicht unerzählt bleiben. Die von Greyfriars Bobby, dem kleinen Skye Terrier, der angeblich auch nach dem Tod seines Herrchens nicht von dessen Seite wich und auf dem Friedhof lebte. Er rührte die Einwohner Edinburghs derart, dass sie eine Bronze-Statue zu seinem Gedenken aufstellten, die vor dem gleichnamigen Pub steht.

Greyfriar's Bobby
Greyfriar’s Bobby

Historiker zweifeln freilich an der Erzählung des Greyfriars Bobby. Sie gehen davon aus, dass es sich um mehrere Hunde handelte, die dem Friedhofswärter gehörten, der mit dieser Geschichte bereits Touristen anlockte.

Ob Hund oder nicht, ob Geister oder nicht, ob Harry Potter-Fan oder nicht – der Besuch auf dem Greyfriars Kirkyard mitten in Edinburgh lohnt sich einfach aufgrund dessen Mausoleen und Grabsteine.

Wissen: Woher der Name Greyfriars Kirkyard stammt

Ursprünglich wirkten hier die Franziskaner, von deren grauen Roben der Name „Graubrüder“ – also „Greyfriars“ herrührt. Doch nach der Reformation mussten die katholischen Mönche gehen und der Grund fiel an Mary Queen of Scots, die einen Friedhof für das wachsende Edinburgh machen ließ.

Übrigens gibt es auch die Gegend der Blackfriars in Edinburgh. Als die „schwarzen Brüder“ bezeichneten die Einwohner Edinburghs die Mönche des Jesuiten-Ordens.

Ein Eingang zum Greyfriars Kirkyard
Ein Eingang zum Greyfriars Kirkyard

Persönliche Anmerkung: Ein Friedhof mit Gärten darin

Was mir sehr gut gefällt, sind die vielen kleinen Gartenanteile, die den Friedhof zu einem kleinen Park machen. Abgesehen von den alten Bäumen, gibt es hier auch Kräuter- und Blumenbeete.

Blumenbeet auf dem Friedhof
Blumenbeet auf dem Friedhof

Anfahrt:

Die zwei Eingänge zum Greyfriars Kirkyard gehen beide von der Candlemaker Row ab. Östlich vom Grassmarket, also auf der Seite, auf der auch die West Wall Well und die Victoria Street liegen, befindet sich ein Kreisverkehr an der Cowgatehead. Hier geht die Candlemaker Road ab und gleich zu beginn gehen einige Stufen hoch zum Friedhof.

Der andere Zugang liegt weiter oben an der selben Straße. Er lohnt sich, wenn man vom National Museum kommt. Hier steht auch die Statue von Greyfriars Bobby.

Greyfriars Kirkyard Infos

BesonderheitDer Greyfriars Kirkyard ist ein Friedhof nahe dem Grassmarket in Edinburgh. Wunderschöne Grabsteine verbinden sich hier mit schottischer Geschichte.

Öffnungszeitimmer

Kostenkeine

WebseiteHier klicken

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Eine Antwort auf “Greyfriars Kirkyard – grüne Oase des Todes in Edinburgh

    Von Dr. Josef Ketzer

    Wieder eine neue interessante Anekdote aus dem Kosmos der Harry-Potter-Sekundärliteratur erfahren…

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