Ardnamurchan: Alle Sehenswürdigkeiten, Infos und Anreise

Ardnamurchan ist Schottlands wilder Westen. In traumhafter Kulisse begegnen dem Besucher kaum andere Menschen. Was lässt sich hier unternehmen?

Ardnamurchans Caldera
Ardnamurchans Caldera

Ardnamurchan ist eine Halbinsel im Westen der schottischen Highlands, von drei Seiten umgeben vom Atlantik und dem tief ins Land einschneidende Loch Sunart. Hierhin verschlägt es nur wenige Touristen, dabei hat Ardnamurchan durchaus viel zu bieten.

Warum aber ist es noch so wenig besucht? Vermutlich weil sich auch Filmcrews hier eher selten hin verirren. Weder Harry Potter, noch James Bond oder Outlander haben diese wunderbare Landschaft als Kulisse benutzt. Zum anderen führt auch keine sonderlich wichtige Straße durch – dafür sehr schöne.

Dennoch: In Ardnamurchan können Schottland-Reisende noch echte Highland-Luft schnuppern und auch noch den ein oder anderen Fetzen Gälisch aufschnappen. Gerade für die, die die puren Highlands suchen, ist diese Halbinsel ein lohnenswertes Reiseziel.

Wissen: Daten und Fakten zu Ardnamurchan

Ardnamurchan gehört zum Bezirk Lochaber, der heute Teil der Verwaltungseinheit Highland ist und liegt nördlich der Isle of Mull. Die Halbinsel misst 27 Kilometer von Ost nach West und zirka 11 Kilometer von Nord nach Süd an den breitesten Stellen.

Loch Sunart bei Salen
Loch Sunart bei Salen

Auf diesem Gebiet verteilen sich zwischen 320 bis 678 Menschen. (Erklärung zur ungenauen Zahl: 320 Einwohner gibt heritageardnamurchan.co.uk an, die 678 stammen von der offiziellen Schottlandcensus-Seite, wo ich die Postzahlenkreise zusammengezählt habe. Die auf Wikipedia genannte Zahl von 2.000 Einwohnern könnte von der registrierten Zahl der Patienten bei den Ärzten stammen, widerspricht aber den Zensuszahlen).

Was besonders spannend ist: Jeder Zehnte spricht noch Gälisch – vor allem in der Ortschaft Acharacle. Kilchoan ist mit rund 150 Einwohnern der größte Ort auf der Ardnamurchan Peninsula.

Ardnamurchans Natur ist besonders

Durch die geringe Einwohnerzahl und dem schmalen Landübergang, haben auf Ardnamurchan seltene Tierarten ein Refugium gefunden. So gibt es hier Steinadler und Seeadler, Marder und Rotwild. Daneben freilich auch die unvermeidlichen Schafe und Highland-Rinder.

Highland-Rind in Ardnamurchan
Highland-Rind in Ardnamurchan

Besonders interessant: Auf der Halbinsel haben sich einige reine schottische Wildkatzen erhalten. So viele, dass eine eigene Initiative Wildkatzen aus ganz Schottland sammelt und versucht auf Ardnamurchan wieder auszuwildern. Das Wildcathaven-Projekt unterhält das Reservat – zu sehen bekommen Besucher diese scheuen Tiere eher nicht.

Wie wird Ardnamurchan ausgesprochen?

Der Name kommt vom Gälischen „Àird nam Murchan“, was in etwa „Aarschd nam Murrechan“ gesprochen wird:

Die meisten deutschen Touristen sprechen es „Ardnamörtschan“. Der Begriff selbst bedeutet „Halbinsel von Murdie“.

Die schönsten Sehenswürdigkeiten auf der Ardnamurchan Peninsula

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Mehr Informationen

Die Sehenswürdigkeiten der Halbinsel umfassen Strände, Natur und auch Burgen. Hier die schönsten davon.

Caldera und Sanna Beach

Sanna Beach mit den Bergen der Caldera dahinter
Sanna Beach mit den Bergen der Caldera dahinter

Ganz im Westen Ardnamurchans liegt Sanna Beach, ein wirklich wunderschöner Sandstrand. Der Weg dorthin führt durch die Caldera der Halbinsel, dem Krater einer Magmakammer eines riesigen Vulkans. Die Caldera wirkt wild und ist begrenzt von scharfkantigen Bergen.

Mehr zum Sanna Beach hier.

Ardnamurchan Point and Lighthouse

Ardnamurchan Lighthouse
Ardnamurchan Lighthouse

Der Leuchtturm ist zugleich der westlichste Punkt des britischen Festlands. Zudem zeigt das Ardnamurchan Lighthouse eine ganz ungewöhnlich ägyptische Architektur.

Weitere Infos zum Ardnamurchan Lighthouse hier.

Ardnamurchan Distillery (auch bekannt als Adelphi Distillery)

Ardnamurchan Distillery
Ardnamurchan Distillery

Zwar dauert es noch etwas, bis der Whisky dieser Brennerei ausgereift ist und verkauft wird. Derweil können Besucher die Destillerie aber schon besuchen und an einer Tour teilnehmen. Ein Glas Whisky gibt es am Ende der Tour dennoch – aber eben aus einer anderen Brennerei.

Mehr Info zur Ardnamurchan Distillery hier.

Mingary Castle

Mingary Castle
Mingary Castle

Früher der Sitz der MacIains, die Ardnamurchan beherrschten, ist es heute ein Hotel. Die Burg kann nicht von innen besichtigt werden, aber ein Blick von außen lohnt sich allemal. Sie ist auch gut vom Anleger der Fähre nach Tobermory zu sehen.

Weitere Infos zur Mingary Castle hier.

Camas nan Geall

Camas nan Geall
Camas nan Geall

Die Bucht ist nicht nur wunderschön, sie zeigt auch die Geschichte der Besiedlung von Ardnamurchan. Da gibt es ein Cairn aus der Jungsteinzeit, einen stehenden Stein aus der Bronzezeit und Überreste einer Besiedlung, die bis ins 19. Jahrhundert reicht. Die Bucht liegt von der Straße aus weit unten, der Weg lohnt sich aber.

Nàdurra Visitor Centre

Nàdurra
Nàdurra

Dass Ardnamurchan ein Naturparadies ist, zeigt auch das Zentrum Nàdurra (nàdarra ist das gälische Wort für „natürlich“). Darin erfährt der Besucher viel Wissenswertes zu Tieren und Pflanzen der Halbinsel. Außerdem gibt es den „Antler’s Tearoom“, in dem Besucher essen und trinken können.

Mehr Infos zu Nàdurra Centre hier.

Castle Tioram

Castle Tioram
Castle Tioram

Technisch gesehen gehört Castle Tioram nicht zu Ardnamurchan sondern zu Moidart. Allerdings liegt sie bei der Anfahrt von Norden her auf dem Weg. Tioram liegt auf einer Gezeiteninsel und ist umgeben von Sand. Die Burg darf nicht betreten werden, aber herumgehen darf man schon. Tioram ist ein ehemaliger Sitz des mächtigen Clanranald.

Weitere Infos zur Tioram Castle hier.

Was noch erleben in Ardnamurchan?

Strandspaziergänge: Besonders Sanna Beach eignet sich zum ausgiebigen Schlendern am Meer durch herrlich weißen Sand.

Wandern: Von leichten Spaziergängen etwa an der Tioram Castle bis hin zu Bergtouren auf den Ben Hiant gibt es viele lohnenswerte Touren. Walkhighlands zeigt einen guten Überblick über Routen in Ardnamurchan.

Geopark: Ardnamurchan ist aufgrund seiner vulkanischen Vergangenheit ein interessanter Bestandteil des Geopark Lochaber. Infotafeln am sogenannten „Geotrail“ geben Hintergründe zu den Gesteinen und oft eingeschlossenen Versteinerungen. Das Faltblatt für Ardnamurchan hat sechs Stopps mit kurzen Spaziergängen.

Ardnamurchan Aurora
Ardnamurchan Aurora – (Foto: Ellen Kammerath, Salen House B&B)

Nachthimmel bewundern: Gerade in den Herbst- und Wintermonaten zeigt sich das Polarlicht gerne auf der Halbinsel. Da es so gut wie keine Lichtverschmutzung gibt, lässt sich das Phänomen gut bewundern – Voraussetzung ist freilich ein klarer Himmel. Eine gute Anlaufstation auch dafür, für gutes Gebäck und ist das Salen House B&B, betrieben von Ellen Kammerath.

Wetter und Klima: Beste Reisezeit für Ardnamurchan

Da Ardnamurchan im Westen an der Atlantikküste liegt, kann das Wetter hier schnell wechseln. Es kann wunderbar schöne Tage haben, ist aber sicher sehr regenreich. Während die Hauptstadt Edinburgh im Jahresmittel um die 700 Millimeter Niederschlag hat, misst die nächste Wetter-Station bei Dunstaffnage 1.680 Millimeter im Jahr – also mehr als doppelt so viel.

Dunstaffnage Klima
Dunstaffnage Klima

Wie fast in ganz Schottland ist der beste Reisemonat der Mai. Dann sind meist noch keine Midges unterwegs, der Niederschlag ist am geringsten und die Tage sind lang und sonnig. Auch Juni, Juli und August eignen sich freilich noch, mit der Einschränkung, dass durchaus die ein oder andere Beißfliege auftritt.

Für die Wintermonate spricht hingegen, dass es die Zeit ist, in der sich Nordlichter und Sterne gut beobachten lassen – sofern der Himmel klar ist. Allerdings hat zum Beispiel das Wildlife Centre Nàdurra ab November geschlossen und Touren in der Destillerie sind seltener.

Anfahrt: Fähre und Straßen nach Ardnamurchan

Einer der üblichen Wege führt über die Road to the Isles, also die Straße A830 zwischen Fort William und Mallaig. Auf der Höhe von Lochailort geht die A861 ab Richtung Salen, Acharacle und einige andere Orte. Rund 30 Kilometer Autofahrt weiter, erreicht die Straße Acharacle und damit den Beginn von Ardnamurchan.

Fährt man die Straße konsequent weiter nach Kilchoan, erreicht sie die Fähre nach Tobermory. So lohnt sich Ardnamurchan zum Beispiel auch eine szenisch wunderbare Route nach oder von der Isle of Mull. Die Fähre zwischen Kilchoan und Tobermory fährt zwischen 7:15 und 19:15 Uhr etwa alle eineinhalb bis zwei Stunden. Die Überfahrt dauert etwas über einer halben Stunde und kostet etwa 9 Pfund für ein Auto und drei Pfund für einen Passagier.

Corran Ferry
Corran Ferry

Will man Fort William vermeiden und zum Beispiel durch das Glencoe an oder abreisen, gibt es eine Abkürzung über die an Corran Ferry, auch „Ardgour – Nether Lochaber Ferry“ genannt. Sie setzt zwischen 6:30 und 21:30 Uhr alle 20 oder 30 Minuten über, die Fahrt kostet acht Pfund und dauert zehn Minuten.

Geschichte: Von Land und Clan

Die frühe Geschichte Schottlands ist immer auch die der Gletscher aus der letzten Eiszeit. Sie waren es, die die Schönheit der Lochs und Glens geschaffen haben. Doch für das Aussehen von Ardnamurchan müssen wir noch weiter zurückgehen. 60 Millionen Jahre!

Damals gehörte Ardnamurchan zu einer der Gegenden, die hohe Vulkanaktivität aufwies – die große Caldera zeugt davon. Und genau das macht heute die Halbinsel zu einem El Dorado für Geologen. Interessante Gesteinsschichten und Versteinerungen gibt es hier zu sehen, darum auch der Geopark.

Ansonsten hatte Ardnamurchan eine ganz ähnliche Geschichte, wie die umgebenden Inseln. Es gibt Spuren von Menschen seit der Jungsteinzeit hier und auch der Bronzezeit. Zum Beispiel stehende Steine, wie der in der Camas nan Geall.

Ein Stein aus der Bronzezeit in der Camas nan Geall
Ein Stein aus der Bronzezeit in der Camas nan Geall

Die Invasoren aus dem Norden – die Wikinger – fassten auch in Ardnamurchan Fuß. Die Ausgrabung eines Schiffgrabs bei Port an Eilean Mhòir nahe Kilchoan zeigt sogar, dass die Nordmänner hier schon im 10. Jahrhundert vorbeikamen. Die Wikinger-Herrschaft endete erst im 13. Jahrhundert – blutig: 1266 wurde der örtliche Herrscher Muchdragon MacRi Lochlunn am Berg Ben Hiant erschlagen.

Ben Hiant und Mingary Castle
Ben Hiant und Mingary Castle

Danach herrschten erst die Lords of the Isles hier, dann die schottische Krone, die dem Clan MacIan hier ein Lehen gewährte. Ihr Sitz war Mingary Castle. Später übernahmen der Earl of Argyll, also die Campbells, hier die Herrschaft.

Nach der Niederlage Culloden begannen auch auf Ardnamurchan die Highland Clearances. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Bewohner umgesiedelt oder vertrieben. Zwischen 1841 und 1851 sinkt die Einwohnerzahl in der Statistik von über 5.151 auf 2.269 Menschen.

So wurde Ardnamurchan zu dieser Wildnis, die kaum bevölkert ist.