Am Ende der letzten großen Wildnis von Ardnamurchan wartet der traumhafte Sanna Beach. Um ihn zu erreichen muss man erst einen Krater durchqueren.
Die Füße stehen im Sand des Sanna Beach, das türkise Wasser in der Bucht rollt in Wellen an und der Wind kühlt die Stirn. Von Land her schirmt ein felsiger Bergrücken den Strand ab, der Blick aufs Meer jedoch ist frei und wird erst durch die Inseln Muck und Rùm in der Ferne gebremst. Er könnte das Paradies sein, der Sanna Beach ganz im Westen der Halbinsel Ardnamurchan.
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Doch das Paradies liegt am Rande einer ehemaligen Hölle. Denn was sich da als kleine Bergkette im Rücken der Bucht von Sanna erhebt, ist in Wahrheit der Rand eines alten Kraters, einer sogenannten Caldera. Vor rund 58 Millionen Jahren gab der Boden hier nach und sank nach unten in eine riesige Magmakammer.
Zurück in der Gegenwart zeigt sich doch die schöne Seite der Sanna Bucht: Sand und Dünen, die selbst bei mäßigem Wetter noch auf eine kleine Wanderung einladen.
Einsamkeit findet sich hier nicht immer. Denn auch wenn nur rund 2.000 Einwohner sich quer über die große Halbinsel Ardnamurchan verteilen, scheinen sie sich einig darin, dass der Strand ein lohnenswertes Ziel darstellt. Zurecht.
Und wenn selbst die wenigen Spaziergänger hier zu viel sind, nur etwas nördlich in der Bucht sind kaum noch Menschen zu sehen. Das Gelände allerdings wird etwas mühseliger, denn Immer wieder unterbrechen dabei von Seetang überwucherte Felsen und grasbewachsene Landzungen den Sandstrand.
Dafür belohnen die kleinen Buchten zwischen den Felsen mit einer Schatzkiste an kleinen Schnecken-Schalen und Muscheln.
Der Strand zwischen den Siedlungen Portuairk im Süden und Sanna im Norden wird teilweise begleitet vom selten gewordenen Machair, einem Grasland, das im Sommer wunderbar blüht und unter strengem Schutz steht. Im Sommer blüht es hier üppig.
Sanna Beach ist sicherlich einer der schönsten Strände der Highlands und die Anfahrt durch die Caldera macht ihn noch interessanter.
Wissen: Sanna, Ardnamurchan und die Clearances
Obwohl heutige Bewohner der beiden Orte vermutlich die Nähe zum Strand geradezu suchen, gab es auch Menschen, die hier her zwangsweise verfrachtet wurden – auf die übelste Weise. Es war während der berüchtigten Highland-Clearances. Die Pächter des Landes nahe Swordle im Norden Ardnamurchans wurden von ihrem Großgrundbesitzer gezwungen, neue Häuser zu bauen nach modernem Standard. Unter hohen Kosten und Mühen schafften die Bauern es.
Doch sie hatten nichts mehr davon – denn der Großgrundbesitzer schmiss danach alle 16 Familien raus. Sie durften nicht einmal die neu erworbenen Fenster und Türen aus ihren Häusern mitnehmen. Die Verstoßenen erhielten kleine Parzellen an der Sanna Bucht. Hier begannen sie von vorne, mussten neue Häuser bauen und den sauren Torfboden in Acker verwandeln.
Ähnliche Schicksale ereilten noch viele weitere Bewohner Ardnamurchans, wie zum Beispiel die, die sich am Ben Hiant im Süden niedergelassen hatten. Der gälische Poet Dr. John MacLachlan dichtete einst darüber:
Dìreadh a mach ri Beinn-Shianta,
Gur cianail tha mo smuaintean.
A’ faicinn na beinne ‘n a fàsach,
‘S i gun àiteach air a’ h-uachdar
Als ich den Ben Hiant hinaufsteige,
sind meine Gedanken düster,
den Berg als Wildnis sehend,
kein Dorf auf seinem Gesicht.
(sehr frei ins Deutsche übersetzt!)
Heute leben in Ardnamurchan rund 2.000 Menschen und rund 19 Prozent davon sprechen noch Gälisch – das ist selbst für die Highlands und Islands ein hoher Wert.
Persönliche Anmerkung: Nie gutes Wetter
Das nehme ich nun schon langsam persönlich: So oft ich nun in Ardnamurchan war, hatte ich stets Pech mit dem Wetter – was sich unschwer an den Fotos erkennen lässt. Und doch finde ich die Landschaft so faszinierend, dass ich wieder hinfahren werde.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: “PH36 4LW” bringt einen nach Sanna.
Ohne Navi: Ob von der Fähre oder von Salen aus führt der Weg ersteinmal nach Kilchoan. Dort der Beschilderung nach Port Uairc und Sanna folgen. Achtung: nicht den Abzweig nach Ach na h-àth und Sanna verpassen. Dort NICHT weiter nach Port Uairc (Portuairk). Es geht durch die Caldera. Die Straße endet an einem Parkplatz an dem auch eine alte rote Telefonbox und ein Briefkasten stehen. Hier parken.