In Dundee liegt das Polarforschungsschiff RRS Discovery. An Bord erfahren Besucher alles über das goldene Zeitalter der britischen Polarforscher.
Name verpflichtet. “Discovery” bedeutet “Entdeckung” – und das war die Aufgabe dieses Schiffes aus der Werft in Dundee: unbekanntes Land anzusteuern und mit jeder Menge Entdeckungen im Gepäck wieder sicher in den Heimathafen zurückzukehren.
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Heute liegt sie auch wieder dort, wo sie gebaut worden war, gleich in der Nachbarschaft des neuen V&A Dundee. Heute machen Besucher und besonders Kinder die Entdeckungen auf dem Schiff.
Die Ausstellung im Pavillon erzählt haarklein, wie es zur RRS Discovery kam.
Es ist der Beginn des 20. Jahrhunderts und trotz aller Fortschritte in Technologie gibt es immer noch unerforschte Länder – besser gesagt, ein ganzer Kontinent ist unerforscht: Antarktika, oder umgangssprachlich “die Antarktis”.
Um 1900 stieg das Interesse an dem unentdeckten Land bei vielen Nationen Europas – auch bei den Briten. Mit Hilfe der Royal Geographical Society wurde eine Expedition geplant.
Doch es sind gefährliche Gewässer im Süden. Ein Schiff, das dorthin fährt, muss die starken Winde und das drückende Eis aushalten können. Es musste ein ganz besonderes Schiff sein, gebaut von Menschen, die bereits Erfahrungen mit dem Bau solcher Gefährte hatten.
Wie die Werften von Dundee, die Jahrhunderte lang Schiffe für den Walfang im Eis konzipiert hatten. Die Dundee Shipbuilders Company bekam den Auftrag für die Segel Yacht Discovery.
Ja, richtig gelesen: Obwohl das Zeitalter der stählernen Dampfschiffe längst begonnen hatte, baute man einen hölzernen Dreimaster – einen der letzten seiner Art, der gebaut wurde. Und dem lagen kluge Überlegungen zugrunde: Holz war elastischer als Stahl. Es kommt besser zurecht mit dem Druck, den Eis erzeugen würde. Außerdem lässt sich ein Holzrumpf leichter reparieren.
In den hölzernen Rumpf konnte über Schlitze Salz eingefüllt werden, um den Rumpf möglichst trocken zu halten. Dafür musste man auf die typischen seitlichen Bullaugen verzichten. Die wurden stattdessen oben an Deck verlegt, damit von dort Luft und Licht einströmen konnten. Sie wurden zunächst “Pilze” genannt, doch später passender “Knöchelbrecher”.
Ein weiterer wichtiger Grund für die hölzerne Discovery: Es sollten nahe dem Südpol magnetische Studien durchgeführt werden – eine Eisenhülle würde Ergebnisse verfälschen. Es gab auf dem Schiffsdeck ein magnetisches Observatorium und im Radius von neun Metern darum kein bisschen Eisen.
1901 lief die RRS Discovery vom Stapel. Und sie bekam einen Kommandanten, der später weltberühmt werden sollte – auch dank ihr. Robert Falcon Scott, der bald zu “Scott of the Antarctic” erhoben werden sollte. Er heuerte eine Crew und Forscher an.
Im August startete die British National Antarctic Expedition endgültig. Es sollte fast noch ein halbes Jahr dauern, ehe das Schiff endlich in der Antarktis ankam. Dort erwies sich die Discovery als zuverlässiges und schützendes Heim für Forscher und Seeleute. Denn zwei Winter saß sie umschlossen von Eis fest. Fast wurde sie schon aufgegeben, doch dann endlich – mit Hilfe von Sprengstoff – konnte sie sich loseisen und brachte ihre Crew sicher wieder nach Hause.
Zurück in Großbritannien wurden die Forschungsergebnisse und die Forscher gefeiert. Schließlich hatten die Entdecker tatsächlich unbekannte Berge vermessen oder die furchtbaren Antarktischen Trockentäler entdeckt. Commander Scott und die Polar-Forscher wie Ernest Shakleton wurden berühmt – auch wenn beide später in der Antarktis umkommen sollten.
Und die RRS Discovery? Wurde verkauft und diente als Handelsschiff der Hudson Bay Company. Bis man sich 1923 ihrer erinnerte und sie im Rahmen der British Australian and New Zealand Antarctic Research Expedition (BANZARE) noch einmal in die Antarktis schickte.
Heute endlich erweist man ihr am Discovery Point in Dundee die Ehre, die dem Entdeckungs-Schiff gebührt. Das Museum ist tatsächlich ausgezeichnet und dreht sich um das Schiff und die Expeditionen, die es ermöglicht hat. Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall und lässt sich prima mit dem V&A Dundee nebenan kombinieren.
Übrigens: In der Kuppel auf dem Ausstellungs-Pavillon gibt es die Dundee Dome Experience, die einen 360 Grad Blick über den Firth of Tay und die umgebenden Gebäude bietet.
Wissen: Die (schottische) Konkurrenz der Discovery
Wie gesagt: Das Interesse an der Antarktis stieg bei vielen Nationen. Es begann das goldene Zeitalter der Polarforschung, das im Rennen zum Südpol seinen dramatischen Höhepunkt hatte. Ein Rennen bei dem Robert Falcon Scott sein Leben verlor.
Während sich die Discovery 1903 in der Antarktis aufhielt, gab es vier weitere Expeditionen dort. Eine deutsche unter Erich von Drygalski war mit dabei. Aber kurioser noch: Zeitgleich gab es die Scottish National Antarctic Expedition (SNAE). Ursprünglich wollte der Expeditionsleiter William Speirs Bruce mit der Discovery-Gruppe zusammenarbeiten. Doch die wollten nicht, also machte er sich auf eigene Faust mit der “Scotia” auf den Weg. Auch seine Fahrt hatte Erfolge zu vermelden – er hatte neue Landmassen gefunden und die erste bemannte Wetterstation hinterlassen. Und obwohl – oder vielleicht weil – diese Expedition reibungslos und kostengünstig ablief, erfuhr sie niemals die selbe Aufmerksamkeit wie die der Discovery.
Persönliche Anmerkung: Wunderschöne Ausstellung, aber …
Das Museum im großen Pavillon ist wirklich großartig gemacht. Das ganze Design hat mich fasziniert – etwa die beleuchteten Hocker im Kinobereich.
Alles strahlt Atmosphäre aus und wirkt durchdacht.
Das Schiff selbst ist großartig und die gesamte Führung des Besuchers macht Spaß.
Jetzt das Aber: Im Nachhinein wird mir mit der Person von Robert Falcon Scott zu unkritisch umgegangen. Es gab mittlerweile Kontroversen um seinen Charakter und seine Entscheidungen, die aus meiner Sicht hier auch zumindest kurz angerissen gehören. Das ist aber wirklich nur ein kleines Aber.
Tipp: Dundee Innenstadt und das V&A
Die Discovery alleine würde schon genügen für einen Ausflug. Doch ganz Dundee erfindet sich gerade neu – über die Sehenswürdigkeiten in Dundee steht hier mehr. Auf jeden Fall lohnt es sich das V&A Dundee anzusehen und sei es nur von außen – die Architektur ist großartig.
Und ein Bummel in die Innenstadt lohnt ebenfalls.
Übrigens: All das lässt sich als Tagesausflug per Bahn von Dundee aus unternehmen.
Anfahrt:
Dundee ist gut mit dem Zug zu erreichen. Der Bahnhof ist wenige Meter von der Discovery entfernt.
Mit Navigationsgerät: Wer doch mit dem Auto fahren möchte, gibt die Postleitzahl “DD1 4XA” ein.
Ohne Navi: Kommend von der Tay Road Bridge rechts auf die Uferpromenade. Die Discovery liegt dann zur linken Seite.