Stornoway – wie der König die Inseln zivilisieren wollte

Stornoway ist die Hauptstadt der Äußeren Hebriden. Ihre Gründung begann mit einer umkämpften Expedition im Jahre 1598. Was damals geschah – und was die Stadt heute bietet.

Lews Castle und Hafen
Lews Castle und Hafen

Das gelobte Land war kalt. Ludovic blickte auf hohe Felsen mit kargem Bewuchs, als sein Schiff in die Bucht von Stornoway einsegelte. Nach einer Kornkammer sah die Insel hier jedenfalls nicht aus. Hatte sich der König etwa geirrt?

Mein Reiseführer Äußere Hebriden

Auf 304 Seiten beschreibe ich die Inseln Lewis, Harris, North und South Uist, Benbecula, Barra und Vatersay. Außerdem 7 Touren und 232 Fotos.

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Bucht von Stornoway
Bucht von Stornoway

Ludovic Stewart, zweiter Duke of Lennox, Cousin des Regenten James VI war dabei, eine eigene kleine Armee auf die Insel Lewis zu führen. Er und elf weitere Männer wollten hier siedeln. Der König hatte ihnen das Land übergeben, nachdem der herrschende Clan MacLeod keine Urkunde für dessen Besitz vorweisen konnte. Und nun waren er und seine Kumpane als die „Fife Gentlemen“ zu einer Expedition aufgebrochen. Deren Ziel: Das Errichten einer kleinen Stadt, das „Zivilisieren“ der hier lebenden Highlander und das Bewirtschaften und Ausbeuten des Landes. König James hatte ihnen eine reiche Insel versprochen. Ihn interessierte dabei nur, dass die barbarischen, Gälisch-sprechenden Bewohner der Insel unterjocht wurden – notfalls mit Gewalt.

Doch der Blick auf die allzu kahlen Felsen der Bucht ließen düstere Vorahnungen in Ludovic aufkommen …

Auch heute blicken die Passagiere ankommender Schiffe zunächst auf die Steinlandschaft, ehe sie im sicheren Hafen von Stornoway einlaufen. Die Autofähre von Ullapool stampft täglich in den trichterförmigen Meeresarm, um dort an ihrem Anlegeplatz festzumachen, ehe sie eine Autokolonne aus ihrem Bauch ausspuckt.

Im Gegensatz zu Ludovic sind sich die meisten der Ankömmlinge im Klaren, was sie erwartet: Eine moderne Stadt mit interessanten Sehenswürdigkeiten und netten Einkaufsmöglichkeiten. In den Gassen zwischen den bunt gestrichenen Häusern haben sich Tweedhändler niedergelassen, die den Insel-eigenen Stoff modern verarbeiten – zum Beispiel zu Handtaschen.

Stornoway Einkaufstraße
Stornoway Einkaufstraße

An der Uferpromenade „Mol a Deas“ – der „Südstrand Straße“ – kann man heute an Kneipen, Hotels und dem alten Rathaus vorbeischlendern. Dahinter überragt der spitze Kirchturm von Martin’s Memorial Church die Dächer. Stornoway ist eben ein kleines aber pulsierendes Zentrum der westlichen Inseln Schottlands.

Die Fife Adventurer dagegen fanden hier: nichts. Die Landung war immerhin einfach. Mit der Privatarmee von rund 600 Mann nahm Ludovic die Bucht von Stornoway und die nahe Burg in Besitz und vertrieb die beiden MacLeod-Brüder Murdo und Neil, die bis dato über Lewis herrschten.

Doch mit der Härte des Winters hatten die Neuankömmlinge nicht gerechnet: Er war wesentlich härter als auf dem Festland. Fife – die Heimat der Expedition – liegt auf der Ostseite Schottlands, bot fruchtbaren Boden und weniger Regen. Hier auf Lewis herrschten Atlantikstürme und Dauerregen. Der Boden war sauer und unfruchtbar. Dazu kamen die ständigen Überfälle und Scharmützel mit den MacLeods, die Vieh und Vorräte raubten.

Martin's Memorial Church
Martin’s Memorial Church

Zur Kälte gesellte sich bald der Hunger. Aus Not mussten die Siedler ein Schiff zum Festland schicken, das Vorräte holen sollte. Doch Murdo MacLeod fing es ab, tötete die meisten Männer der Besatzung und verlangte Lösegeld für den Rest. Ein zweites Schiff wurde losgeschickt – mit einer stärkeren Besatzung. Doch diese Männer fehlten nun in der Siedlung zur Verteidigung, was Neil MacLeod und seine Mannen weidlich nutzten.

Am Ende kam es, wie es kommen musste: Die Expedition scheiterte, die Siedler zogen sich zurück und verkauften die Rechte an dem Land an die MacKenzies of Kintail. Die waren erfolgreicher. Denn der Konflikt hatte auch die MacLeod-Chiefs entscheidend geschwächt. So kam es, dass die MacKenzies in den folgenden Jahrhunderten über Lewis herrschten – geduldet von der Bevölkerung.

Tipps: Sehenswürdigkeiten in Stornoway

Lews Castle Porter's Lodge
Lews Castle Porter’s Lodge

Lews Castle: Dieses große Herrenhaus stammt von Sir James Matheson, der das Gebäude im Jahre 1847 auf der Stelle errichten ließ, wo MacKenzies Lord Seaforth zuvor ein Landhaus unterhielt. Es wurde anschließend von Lord Leverhulme renoviert, der es 1923 den Bewohnern der Insel schenkte. Es enthielt bis 1988 eine Schule, doch es wurde klar, dass das Gebäude einsturzgefährdet war. Ab 2012 wurde es renoviert. Jetzt beherbergt darin ein Hotel seine Gäste.

Rund um Lews Castle befindet sich ein Park, auf dem ein Golfplatz angelegt ist. Den Eingang zum Park von der Hauptstraße her bildet die Lews Castle Porter’s Lodge. Eine Mischung aus Tor und Wohnhaus.

Museum nan Eilean: Das „Museum der Insel“ wurde neu eröffnet und zeigt Ausstellungen aus den Bereichen Kunst, Geschichte und mehr. Es liegt im Anbau zur Lews Castle. Hier kann man dazu mehr erfahren. Eintritt ist frei, Öffnungszeiten von Di bis Sa von 10 bis 17 Uhr in der Hauptsaison.

Herring Girls Stornoway
Herring Girls Stornoway

Hafen: Eine kleine Landzunge teilt die Bucht von Stornoway in einen äußeren und einen inneren Hafen. Am inneren Hafen gibt es einen großen Parkplatz, von dem aus man den Stadtbummel beginnen kann. Beim Hafen selbst findet sich eine der Statuen „Herring Girls“, die an die Frauen erinnern sollen, die während der Hochzeit der Heringsfischerei harte Arbeit verrichten mussten. In der Zeit 1900 herum haben diese Frauen den Hering im Hafen ausgenommen und in Fässer gepackt. Mit dem Zweiten Weltkrieg endete allerdings die industrielle Heringsfischerei auf Lewis.

Am Hafen befindet sich übrigens auch das Visitor Centre, das weitere Ideen bereit hält.

Lewis War Memorial: Ein rund 26 Meter hoher Turm erinnert an die 1.526 Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Das eindrucksvolle Gebäude wurde bereits 1924 errichtet und befindet sich etwas außerhalb des Stadtzentrums. (TomTom: B7L0.1QG)

Wissen: Name und Lage Stornoways

Stornoway liegt auf Mitte der Insel Lewis, auf der dem Festland zugewandten Ostseite. Eine tiefe Bucht schneidet hier ins Land. Sie bietet auch heute noch einen ruhigen Hafen und dank der zentralen Lage schnelle Verbindungen zu allen Gegenden der Insel. Darum ist Stornoway auch perfekt als Anlegeplatz für die Autofähre von Ullapool.

Stornoway-Townhall
Town Hall

Diese optimale Lage war bereits den Wikingern bekannt, die lange Zeit über die Äußeren Hebriden herrschten. Daher gaben sie dem Platz den Namen „Stjórnavágr“. Alle Webseiten sind sich unisono einig, dass das auf Englisch „Steering Bay“ heiße – doch wie soll man das sinnvoll übersetzen? „Bucht des Steuerns“? Es ist allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit ein Hinweis auf einen guten Ankerplatz und man vermutet, dass die Nordmänner dort auch schon eine Niederlassung hatten. Und es gibt sogar einige Hinweise darauf, dass die Gegend schon in der Eisenzeit besiedelt war, das heißt also in den Jahrhunderten vor und nach der Geburt Christi.

Bei der Erhebung im Jahr 2011 zählten die Ämter 5.714 Einwohner in Stornoway, sie ist somit die größte Stadt der Äußeren Hebriden und die drittgrößte in den Highlands. Nimmt man das gesamte Verwaltungsgebiet Stornoways mit den Vororten, kommt man auf 13.009 Menschen – das ist schon fast die Hälfte der Einwohner der Äußeren Hebriden.

Anfahrt:

Stornoway erreicht man per Fähre von Ullapool aus kommend. Betreiber der Fähre ist Caledonian MacBrayne. Den aktuellen Fahrplan findet man hier.

Mit Navigationgerät: Der Posctode der Innenstadt lautet „HS1 2XQ“.

Ohne Navi: Jeweils die großen Straßen A857, A858 und A859 enden in Stornoway. Parken kann man am besten am inneren Hafen – allerdings gegen Parkgebühr.

Stornoway Infos

BesonderheitGrößte Stadt auf den Äußeren Hebriden mit alter Kirche, Schloss und Rathaus. Drittgrößte Stadt der Highlands.

Mapcode für NavisB7M1.0MZ
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Postcode für NavisHS1 2XQ

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Eine Antwort auf “Stornoway – wie der König die Inseln zivilisieren wollte

    Von Michael Lohrer

    Stornoway ist auch eine Hochburg des Calvinismus mit mehr als einem Dutzend Calvinistischer Kirchen. Die Sonntagsruhe, hier „Sabbatruhe“ genannt wird von vielen eingehalten, auch wenn die Fähre heutzutage am Sonntag landen kann. In fast allen Kirchen gibt es zwei und mehr Gottesdienste am Sonntag auch auf den Dörfern. In einige Kirchen wird noch heute Gälisch gebetet und gesungen. Orgeln und Instrumente werden abgelehnt. Dafür gibt es dort Vorsänger „precentor“ genannt. Auch eine Besonderheit dieser wunderschönen Insel.

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