Es ist das besterhaltene Hügelgrab auf den Äußeren Hebriden. 5000 Jahre überdauerte es, doch jetzt verlangte die Zeit Ihren Tribut.
Wir stehen auf dem Hügel von Barpa Langais und blicken über das Moor. Heide und Gras bedecken den Torf und prägen die Ebene, im Hintergrund duckt sich eine Bergkette hinter einem Loch. Wild und unfruchtbar präsentiert sich die Landschaft.
Mein Reiseführer Äußere Hebriden
Auf 304 Seiten beschreibe ich die Inseln Lewis, Harris, North und South Uist, Benbecula, Barra und Vatersay. Außerdem 7 Touren und 232 Fotos.
Mehr Info hier.
Doch das war nicht der Blick, den die Erbauer dieses Grabes hatten. Im Jahre 3000 vor Christus werden sie hier eine Ebene vor sich gesehen haben, mit dichtem Wald, oder eine fruchtbare Wiese, teilweise mit angebautem Getreide. Vor 5.000 Jahren, als Barpa Langais entstand, war North Uist ein Paradies für Steinzeitmenschen. Das Klima war wesentlich freundlicher, die frühen Bewohner konnten hier einfachen Ackerbau betreiben und Vieh züchten.
Dass diese frühen Menschen ihre handwerklichen Fertigkeiten entwickelt hatten, zeigen die Funde von Töpferwaren im Grabhügel. Ebenso entdeckte man dort auch menschliche Knochenüberreste, die eingeäschert worden waren.
Barpa Langais ist das besterhaltene Hügelgrab auf den Äußeren Hebriden. Doch leider gaben im Jahr 2011 teile des Hügels nach und verschütteten die Kammer. Bis dahin konnten Besucher noch durch den Kriechtunnel ins Innere gelangen. Nun wurde der Eingang aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Wissen: Name und Einordnung
Barpa Langais heißt “Langais Grabhügel”, bezugnehmend auf das nahe Loch Langais und dem gleichnamigen Berg, auf dem es errichtet wurde. Es ist ein typisches “chambered Cairn”, sozusagen ein Steinhaufen mit Inneneinrichtung und es steht damit in der gleichen Tradition wie das berühmte Maes Howe auf Orkney oder Camster Cairn in Caithness.
Der Steinhügel hat einen Durchmesser von 25 Metern und ragt vier Meter in die Höhe, wobei man davon ausgehen muss, dass früher der Boden um das Grab herum niedriger gewesen ist und er somit höher gewesen wäre. Die Kammer war oval und etwa vier Meter lang und 1,80 Meter breit.
Am Fuße des Berges, auf dem das Hügelgrab steht, verläuft die Straße nach Lochmaddy. Als diese verbreitert werden sollte, machten sich Archäologen zuvor daran, das Areal zu untersuchen. Sie fanden dabei Überreste einer Jäger- und Sammler-Bevölkerung, die zirka 6000 vor Christus hier ihr Lager aufgeschlagen hatte. Die Wissenschaftler fanden Löcher, in denen Pfosten für Behausungen gesteckt hatten. Auch Überreste von primitiven Werkzeugen und eine Art Amboss förderte man zutage.
Übrigens gibt es verschiedene Schreibweisen für Barpa Langais, sehr weit verbreitete ist “Barpa Langass”.
Tipp: Wandern zu den Steinen
In der Nähe findet sich noch der Steinkreis Pobull Fhinn (“Finns Volk”), der schönste Steinkreis auf North Uist. Man kann den Besuch des Hügelgrabs zu einer kleinen Wanderung ausdehnen, die auf Walkhighlands beschrieben ist. Sie führt über den Berg Beinn Langais zum Steinkreis, hinunter zum Hotel und zurück zur Straße. Auf dem Berg hat man einen grandiosen Rundblick.
Persönliche Anmerkung: Stimmung am Parkplatz
Am Parkplatz befinden sich hölzerne Skulpturen von Steinäxten, den Weg hoch zum Barpa Langais betritt man durch ein schmiedeeisernes Tor, auf dem ein Jäger zu sehen ist, der eine solche Axt trägt. Auch wenn ich zunächst an Indianer dachte, sind diese modernen kleinen Kunstwerke durchaus schön anzusehen.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: “HS6 5HA” bringt einen fast bis hin.
Ohne Navi: Auf der A867 von Lochmaddy in Richtung Clachan fahrend kommt der Parkplatz nach zirka 15 Minuten und 13 Kilometern auf der linken Seite. Kommt man von Clachan, findet man den Parkplatz natürlich auf der rechten Seite, dort erscheint er nach zirka 3 Kilometern und genauso vielen Minuten.