Inverlochy Castle – die alte Wächterin des Great Glen

Vier Mauern, vier Türme, eine Ruine – die Inverlochy Castle sieht nach nicht viel aus. Genau das macht sie aber so sehenswert. Klingt komisch, ist aber so.

Inverlochy Castle

Ihr Standort wurde wohl gewählt: Gelegen am Fluss Lochy bewacht Inverlochy Castle den Übergang vom tief ins Land schneidenden Meeresarm Loch Linnhe zum durch die Highlands führenden Great Glen.

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Diese strategische Lage befestigten vermutlich schon die piktischen Ureinwohner, doch erst die mächtige Comyn-Familie baute um 1280 eine steinerne Burg hier auf. Und sie baute sie in der typischen Weise ihrer Zeit: hohe Steinmauern mit Türmen an den Ecken, in denen Treppen zu den Wehrgängen hinaufführten. Die Gebäude im Hof waren nicht direkt mit den Mauern verbunden.

Inverlochy Castle liegt auch heute noch am Fluss Lochy. Doch im 13. Jahrhundert waren auch die anderen drei Seiten vom Wasser umgeben. Der Fluss speiste den umgebenden Burggraben. Auf einer Seite führte eine Zugbrücke über den Graben – das war der Zugang zum Land. Der andere Ausgang führte zum Wasser. Hier konnten Boote anlegen, die vom Meer kamen.

Infotafel an der Inverlochy Castle
Infotafel an der Inverlochy Castle

Die Familie Comyn hielt im 13. Jahrhundert große Ländereien. Badenoch im Zentrum der Highlands gehörte ebenso dazu wie Lochaber im Westen, dessen Hauptort heute Fort William ist. Kein Wunder also, dass Inverlochy Castle diese Schnittstelle strategisch besetzte.

Allerdings konnten sich die Comyns nicht allzu lange an ihrer Herrschaft erfreuen. Waren sie doch Gegenspieler von Robert the Bruce im Kampf um Schottlands Krone. In der Schlacht bei Bannockburn fiel der letzte Comyn-Lord auf Seiten der Engländer. Die Comyns erlangten nie wieder derartige Macht und mussten Inverlochy Castle aufgeben – die Burg verfiel.

Eine Seite von Inverlochy Castle
Eine Seite von Inverlochy Castle

Sie wurde nie wieder richtig aufgebaut, dennoch spielte sie noch Rolle in wichtigen Schlachten. Da war einerseits der Versuch von König James I. von Schottland die Lords of the Isles unter seine Kontrolle zu bringen. James schickte eine Armee unter Kommando des Earls of Mar. Er kampierte bei der Burg und wurde dort von den Truppen der Lords of the Isles überrascht. Um die 800 der königlichen Kämpfer starben bei dem Überfall.

Blick auf die Burg

Ein noch schlimmeres Blutbad gab es rund 200 Jahre später. Da stellte Sir Duncan Campbell of Auchinbreck eine Covenanter-Armee dort auf, um die Royalisten Montrose und Alasdair MacColla zu besiegen. In sicherer Entfernung auf einem Schiff in Loch Linnhe beobachtete sein „Chef“, der große Feldherr Archibald Campbell, 1st Marquess of Argyll, das Geschehen.

Was er sah, gefiel ihm nicht. 1.500 seiner Männer starben im Schatten der Burg. Es war der größte Sieg für die Royalisten Alasdair MacColla und Montrose während des Bürgerkriegs in Schottland.

Der River Lochy fließt hinter der Burg
Der River Lochy fließt hinter der Burg

All die Zeit wurde an der Inverlochy Castle nicht viel verändert, sie blieb die recht simpel gebaute Burg. So simpel, dass Queen Victoria bei ihrer Reise durch die Highlands nur anmerkte, dass ja wohl nicht mehr viel zu sehen sei.

Doch genau das ist es, was Inverlochy Castle heute ausmacht: die Burg ist zwar verfallen, aber kaum verändert. Sie zeigt noch heute, wie im 13. Jahrhundert Festungen errichtet wurde.

Inverlochy Castle ist Zeugin der Zeit und der Zeiten. Sie zeigt Ursprünglichkeit und hat wichtige Schlachten gesehen. Vor Touristenmassen ist sie bisher verschont geblieben und kostet zudem noch nicht einmal Eintritt.

Der Eingang zur Inverlochy Castle
Der Eingang zur Inverlochy Castle

Wissen: „Old“ Inverlochy Castle?

Oft wird auf die Inverlochy Castle auch als „Old Inverlochy Castle“ verwiesen. Denn es gibt ein Hotel, das sich „Inverlochy castle Hotel and restaurant“ nennt. Das Schloss stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist im typischen Stil der damaligen Zeit gehalten. Es liegt ein ganzes Stück nordöstlicher der alten Burg.

Auch auf den Hinweisschildern zur alten Burg wird auf die „Old Inverlochy Castle“ verwiesen. Allerdings nennt Historic Environment of Scotland auf seinen Seiten die Burg weiterhin nur Inverlochy Castle (ebenso, wie Wikipedia). Auch in diversen Büchern ist stets die Mittelalterburg gemeint, nie das heutige Hotel. Deshalb bleibt auch dieser Beitrag bei dem „echten“ Namen der Burg: Inverlochy Castle.

Tipp: Ein Blick auf den schlafenden Jacobite Steam Train

PSST. In der Nachbarschaft der Inverlochy Castle, wenn man die Straße weiterfährt, statt über Brücke zur Burg abzubiegen, gelangt man zu einem Tor. Dahinter stehen – mit etwas Glück – eine oder zwei der Lokomotiven, die den Jacobite Steam Train ziehen.

Hier parken die Lokomotiven des Jacobite Steam Train
Hier parken die Lokomotiven des Jacobite Steam Train

Ein vorsichtiger Blick durchs Tor ist möglich, solange man niemanden behindert. Das Gelände betreten dürfen Besucher freilich nicht.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „PH33 6TF“ bringt einen in die richtige Richtung.

Ohne Navi: Ziel ist der Abschnitt der A82 im Norden von Fort William, der an die „North Road“ anschließt sowie dem Kreisverkehr mit der A830, die nach Mallaig zur Road to the Isles führt. Auf diesem Abschnitt findet sich eine Tankstelle und ganz in der Nähe ein braunes Hinweisschild zur „Old Inverlochy Castle“. In diese Straße abbiegen und ihr um eine Kurve folgen. Direkt dahinter geht rechts eine kleinere Straße über eine Brücke, die mit dem Schild „Weak Bridge“ gekennzeichnet ist. Die Castle liegt direkt auf der anderen Seite, ein kleiner Parkplatz befindet sich an der Straßenseite gegenüber dem Eingang zur Burg.

Inverlochy Castle Infos

BesonderheitInverlochy Castle ist eine Burgruine aus dem 13. Jahrhundert, die über die Zeit kaum verändert wurde.

Öffnungszeitstets geöffnet

Kostenfrei

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2 Kommentare zu “Inverlochy Castle – die alte Wächterin des Great Glen

    Von Jürgen Beiler

    Das eine Burg/ein Schloss selbst als Ruine keinen Eintritt kostet, muss schon extra erwähnt werden, da es ziemlich unüblich ist. Im Osten Schottlands eigentlich gar nicht und im Westen selten.

    Ein anderes interessantes Beispiel hierfür ist Skipness Castle am Nordost-Zipfel von Kintyre mit Blickrichtung nach Bute. Hier ist sogar zum Teil wieder aufgebaut worden und dennoch kostet es keinen Eintritt. Stattdessen ist in fußläufiger Entfernung eine Fischräucherei (Skipness Smokehouse), wo es extrem leckeren und sehr saftigen Fisch gibt. Und ein Imbiss, von einem sozialen Projekt betrieben, mit sehr netten Leuten ist dort auch in der Nähe.

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